18.05.2012
Modemobil hat bunte Farben dabei
Rollender Bekleidungsladen kommt in die Begegnungsstätte Praunheim. Zum Start jeder Saison fährt in der Begegnungsstätte Praunheim das Modemobil vor. Bei Kaffee und Kuchen wird hier vor Ort anprobiert und eingekauft – gerade für ältere Anwohner ein willkommener Service.
Was tun, wenn der Kunde nicht zur Mode kommen kann – zum Beispiel in der Heinrich-Lübke-Siedlung? In dem neuen Viertel graben sich die Bagger durch den Schlamm; es dauert noch Monate, bis hier Geschäfte eröffnen. Die nächste Möglichkeit, Kleidung zu kaufen, ist das Nordwestzentrum. Fast unerreichbar für ältere Menschen, die mit Gehstock oder Rollator unterwegs sind. Unternehmerin Christiane Standop hat deswegen einen einfachen Grundsatz: Sie lässt die Mode zum Kunden kommen. Zum Beispiel in die Begegnungsstätte Praunheim, die am Mittwoch mit einer kleinen Modenschau die Wiedereröffnung nach einer langen Sanierungsphase feierte.
Es duftet nach Erdbeerkuchen und Kaffee im Versammlungsraum der Begegnungsstätte des Frankfurter Verbands. An den Wänden reihen sich Kleiderständer aneinander: Hosen, Westen, bunte T-Shirts. Standop läuft geschäftig hin und her, wählt Stücke aus, schiebt einen großen Spiegel in den zur Umkleide umfunktionierten Nebenraum. Mit ihrem "Modemobil" macht sie zum Start jeder Sommer- und Herbstsaison Halt in der Heinrich-Lübke-Siedlung. Für ihre Kundinnen ist das längst ein heißer Tipp: "Ich kann hier ohne Hektik Kleidung anprobieren und kaufen – und es bleibt Zeit für ein Schwätzchen", freut sich Helga Barth (80) und lässt den Blick über die Tische schweifen. "Nur schade, dass nicht so viele Leute da sind."
Tatsächlich haben nur eine Handvoll ältere Damen den Weg in die frisch sanierten Räume in der Heinrich-Lübke-Straße 32 gefunden. "Es muss sich erst herumsprechen, dass wir wieder geöffnet haben", vermutet Leiterin Uschi Mader. Über die Aktion freut sie sich dennoch: "Das ist eine schöne Abwechslung für viele Anwohner. Das Modemobil ist fast ein ganzes Kaufhaus: Es gibt nicht nur Oberbekleidung, sondern auch Wäsche und Schuhe."
20 Mobile unterwegs
Hinter dem Modemobil steckt ein Franchise-Unternehmen: Rund 20 Selbstständige stellen Kollektionen zusammen und fahren damit durch ganz Deutschland. Christiane Standop ist in Frankfurt, Offenbach und Hanau unterwegs. "Ich besuche hauptsächlich Begegnungsstätten und Seniorenheime", erzählt sie und reicht einer Kundin nach kurzem prüfenden Blick eine himmelblaue Rundbundhose mit passender Bluse. Früher arbeitete sie im Vertrieb, dann baute das Unternehmen Stellen ab und entließ sie. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, sattelte Standop auf die mobile Boutique um. "Mir gefällt die Arbeit. Man hat Zeit, die Leute zu beraten." Und sollte ein Stück doch nicht passen, reicht ein Anruf, und Standop kommt zum Umtausch vorbei.
Farbe ist in Mode
Manchmal gehört auch eine Modenschau zum Programm. Die hat Christiane Standop kurzfristig organisiert: Drei Frauen aus dem Publikum tragen stolz lächelnd die Knaller der Saison. Farbe lautet das Stichwort, sagt Standop und preist eine sommerliche Kombination aus Hose, T-Shirt und Strickjäckchen an. Aus dem Publikum kommt anerkennender Beifall. Und auf was sollten die Damen der Heinrich-Lübke-Siedlung auf keinen Fall verzichten, wenn sie in diesem Sommer modisch mitreden möchten? "Absolutes Muss ist ein Schal – die gibt es auch in leichten und luftigen Varianten für die heißen Tage. So ist man bestens gerüstet."
Das Modemobil wird erst wieder zum Start der Herbst-/Wintersaison in der Begegnungsstätte Praunheim Halt machen. Am Donnerstag, 24. Mai, steht dafür eine Führung durch den Hessischen Rundfunk mit anschließendem Live-Besuch bei der Hessenschau auf dem Programm. Um vorherige Anmeldung unter der Rufnummer 762098 wird gebeten.(jro)
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 17. Mai 2012. Von Julia Rösch
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