14.08.2012
Was wird aus dem Zehntscheunenfest?
Vor der 28. Auflage ist der im kommenden Jahr geplante Bau des Zentrums der Auferstehungsgemeinde ein großes Thema.
Am Wochenende geht das Zehntscheunenfest in die 28. Runde. Vielleicht ist es vorerst das letzte in dieser Version: Die Auferstehungsgemeinde will 2013 ein neues Gemeindezentrum bauen – und den Ortskern in eine Baustelle verwandeln.
Eigentlich müsste Wilfried Windecker in diesen Tagen ein Zelt vor der Zehntscheune aufbauen und dort schlafen – er ist sowieso ständig hier. Die Organisation des 28. Zehntscheunenfest, das der Bürgerverein Praunheim im alten Ortskern ausrichtet, geht in die heiße Phase; am Wochenende ist es soweit. Die 4000 Euro teure Brücke über der Nidda hat das Technische Hilfswerk bereits gespannt, das Festzelt wird am Freitag auf der Wiese jenseits des Flusses aufgestellt. Windecker verschränkt die Arme im Nacken. "Es läuft ganz gut momentan."
"Zu viel Arbeit"
Euphorisch war der Vorsitzende des Bürgervereins noch nie, was das Kultfest betrifft. Zu viel Arbeit sei damit für ihn verbunden, zu viele endlose Telefonate und aufreibende Gespräche. Aber das Wetter soll gut werden, sagt er, der Mond stehe günstig. "Hauptsache, es wird nicht zu heiß."
Die Feier wird keine großen Überraschungen bereithalten, dafür aber solide Partystimmung bieten: Roy Hammer und die Pralinées sind wieder dabei. Sie müssen sich das Publikum allerdings mit der Band "Gerry And The Cave-Men" teilen, die am Freitagabend zur selben Zeit auf der Bühne vor der Zehntscheune spielt (siehe Programm). "Das finde ich nicht so gelungen, aber die Terminpläne der Gruppen lassen es nicht anders zu", sagt Windecker. Außerdem hat er das beliebte offene Singen im Pfarrgarten vorverlegt. Der Chor tritt jetzt schon um 18 Uhr auf und kollidiert so nicht mehr mit dem Soundcheck aus dem Festzelt.
Alles bestens also? Nicht ganz. Auf das Zehntscheunenfest kommen ab dem kommenden Jahr Veränderungen zu. Die angrenzende Auferstehungsgemeinde schmiedet Baupläne: Das alte Gemeindehaus ist zu groß geworden für die geschrumpfte Anzahl Gläubiger, das Pfarrhaus im Ortskern marode. Es wird abgerissen. Auf seinem Grundriss entsteht ein neues Zentrum, das genügend Platz für alle Einrichtungen der Gemeinde bietet. Anfang kommenden Jahres, so heißt es aus dem Kirchenvorstand, werde mit dem Abriss begonnen.
Das bedeutet, dass sich der Ortskern und damit das Zentrum des Zehntscheunenfestes in eine Baustelle verwandelt. Windecker bleibt dennoch optimistisch: "Der Abriss wird kein größeres Problem – dort klafft dann eben ein Loch." Dass der Neubau kurz darauf folgen wird, sehe er allerdings noch nicht.
Pfarrgarten verschwindet
Aber auch der Abriss des Pfarrhauses allein hat Auswirkungen auf das Fest. Denn mit dem Gebäude verschwindet auch der Pfarrgarten – ein idyllisches Plätzchen, wo die Besucher gemütlich beisammen sitzen und Wein trinken können. "Wenn es soweit ist, müssten wir uns dafür eine Alternative überlegen", gibt Windecker zu. Denkbar wäre zum Beispiel, den Weingarten auf den Platz vor der Zehntscheune zu verlegen: "Der würde sich anbieten mit all den Büschen und Schatten spendenden Bäumen." Die Bühne müsste dann aber weichen, eventuell ans Ende der Graebestraße, Richtung Praunheimer Werkstätten. Dann müsste der Verein Rücksicht auf die Öffnungszeiten der Einrichtung nehmen – Freitagnachmittag und Montagmorgen brauchen die Busse Platz, die die Behinderten zur Arbeit bringen.
Eine Alternative wäre, das Fest größtenteils auf die Wiese zu verlagern. Momentan steht dort nur das Festzelt. "Dann wäre der Bezug zur Zehntscheune aber nicht mehr da", gibt Windecker zu Bedenken. "Andererseits haben wir schon ein Fest mit diesem Namen gefeiert, bevor die Scheune ausgebaut wurde."
Über all diese Pläne, sagt Windecker, werde man beraten, wenn es so weit ist. Ähnlich zurückhaltend gibt er sich beim aktuellen Stand des Zehntscheunen-Anbaus: Seit Jahren plant der Bürgerverein eine Erweiterung. Dafür müsste er auf Teile des benachbarten Grundstücks zurückgreifen. Das gehört der Auferstehungsgemeinde – und ist geschützt – Bebauung ausgeschlossen. Windecker: "Ideal wäre auch die Fläche hinter der Scheune. Aber die ist in Privatbesitz."
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 13. August 2012
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