04.10.2012
Voller Einsatz für die Feuerwehr
Hessisches Brandschutzehrenzeichen für Wolfgang Mehmel. Wehrführer Wolfgang Mehmel hält die Freiwillige Feuerwehr Praunheim seit 43 Jahren mit Ideen und Herz zusammen. Für sein Engagement wurde er nun ausgezeichnet.
Wehrführer Wolfgang Mehmel sitzt in einem Feuerwehrtraum in Rot: LF 10/10 heißt das Einsatzfahrzeug, ein nüchterner Name. "Sonya" klingt schöner. "Wir haben die Moderatorin Sonya Kraus als Taufpatin gewonnen", berichtet Mehmel. "Man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen, um die Feuerwehr lebendig zu halten."
Mehmel ist seit 43 Jahren der Mann für frischen Wind in der Freiwilligen Feuerwehr Praunheim. Für sein Engagement hat der 61-Jährige das silberne Brandschutzehrenzeichen am Bande bekommen. Das Land Hessen verleiht diese Auszeichnung nur selten; man muss besondere Verdienste dafür vorweisen. "Wir Feuerwehrleute sind doch nicht da, um solche Abzeichen zu bekommen", brummt Mehmel, aber dann huscht doch ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht. Er holt eine kleine Schatulle hervor und öffnet sie vorsichtig mit wettergegerbten Händen, die sonst gewohnt sind, zuzupacken. Ein weißrotes Kreuz blitzt im kühlen Licht der Neonlampen auf.
Gelebte Integration
Welche denn seine besonderen Verdienste sind? Mehmel winkt lächelnd ab, neben seinen blauen Augen erscheinen kleine Falten. "Das soll jemand anderes erzählen." Klaus Kunkler zum Beispiel, der erste Vorsitzende, der seinen Kameraden als einen Mann mit vielen Ideen und Durchsetzungsvermögen beschreibt. "Wolfgang hat die Mini-Feuerwehr vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Außerdem engagiert er sich für Inklusion: Wir sind die einzige Freiwillige Feuerwehr, die Behinderte im Team hat."
Erste Mini-Wehr der Stadt
Das Thema Mini-Feuerwehr liegt Mehmel besonders am Herzen. "Ich war früher als Jugendtrainer bei der SG Praunheim auch für die ganz Kleinen zuständig. Als ich Wehrführer wurde, hatte ich dafür keine Zeit mehr. Die Kinder aber fehlten mir. Außerdem hatte ich gelernt, wie viel sie schon in frühen Jahren aufnehmen können. Also dachte ich mir: Warum führen wir nicht schon Vierjährige an den Brandschutz heran?"
Der Versuch wurde belächelt, sowohl vom Feuerwehr-Vorstand als auch von der Stadt. Zudem gab es versicherungsrechtliche Bedenken: Kinder auf der Wache – wer sollte da für eventuelle Schäden aufkommen? "Es war ein langer Prozess", erinnert sich Mehmel und legt die Stirn in Falten. "Letztlich übernahm die Stadt die Versicherungsbeiträge."
Auch, weil sich das Konzept als Erfolg erwies. Einmal die Woche betreuen speziell geschulte Feuerwehrleute die Kleinen, malen und basteln mit ihnen und vermitteln spielerisch Grundlagen: Wie ist die Notrufnummer? Was mache ich bei einem Brand? "Auch das soziale Miteinander lernen die Kinder hier. Das schätzen die Eltern besonders."
Soziale Verantwortung, Einsatz für die Gemeinschaft – Wolfgang Mehmels Vater war auch Wehrführer und lebte ihm diese Werte vor. So war es 1969 für ihn selbstverständlich, mit 18 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu werden. Oft wurde Wolfgang Mehmel seitdem gefragt, warum er sich über so viele Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich engagiert. Da kann er nur die Schultern unter seiner tadellos sitzenden Uniform zucken. "Das ist ein Prozess. Ich bin in die Aufgabe hineingewachsen. Ein Leben ohne Feuerwehr kann ich mir kaum vorstellen."
Auch, wenn manche Einsätze sich ins Gedächtnis brennen. Mehmel und seine Kameraden eilten beim Jahrhunderthochwasser 2002 nach Dresden und Frankfurt an der Oder. Sie kämpften sich drei Jahre später durch das Schneechaos im Münsterland, wo die weiße Last so schwer auf den Strommasten ruhte, dass sie zusammenbrachen und ganze Dörfer ohne Strom waren. Und sie retteten in Seckbach eine 80-Jährige aus ihrem Gartenhaus, das sie wegen Hochwassers nicht verlassen konnte – in Unterhosen. "Nur so konnten wir uns in den Wassermassen überhaupt bewegen", berichtet Mehmel und lacht scheppernd. "Die Frau war ganz angetan."
All diese Einsätze funktionieren nur mit toleranten Arbeitgebern. Mehmel selbst war bis zur Altersteilzeit technischer Angestellter bei der Berufsfeuerwehr. Diesen Posten und das Ehrenamt unter einen Hut zu bringen, war nicht leicht, erzählt er. "An Freizeit ist kaum zu denken. Zum Glück hat meine Frau Verständnis. Das ist viel mehr wert als alle Auszeichnungen dieser Welt."
Nähere Informationen erhalten
Interessierte auf der Seite
http://www.feuerwehr-praunheim.de
im Internet.
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 04. Oktober 2012. Von Julia Rösch
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