28.01.2013
Viele Ideen für Praunheims Zukunft
Erster Termin der Planungswerkstatt brachte vielversprechende Impulse.
Mit fünf Spaziergängen und einer ersten Diskussion nahm die Planungswerkstatt Praunheim ihre Arbeit auf. Motivation für die Ortskerngestaltung sind die Schließung des evangelischen Gemeinde-hauses, der Wegzug der Praunheimer Werkstätten und die seit langem gewünschte Ortsumfahrung.
Planungslotse Uwe Saalow lud die Teilnehmer der Planungswerkstatt zu einem interessanten Gedankenspiel ein: "Stellen Sie sich vor, Sie buchen eine Städtereise nach Praunheim. Was wollen Sie ansehen oder erleben?"
Die Teilnehmer der fünf Erkundungsgruppen hatten sich ihre Gedanken gemacht: Die Auferstehungskirche und die Zehntscheune als Sehenswürdigkeiten, die Nidda als Naturpark, Alt-Praunheim als Shoppingmeile und die Praunheimer Werkstätten als Jugendzentrum und neue Künstlerkolonie.
Liebenswertes Praunheim
Der historische und naturnahe Rahmen stimmt, wie Karl-Heinz Staab vom Stadtplanungsamt betonte: "Man kann Praunheim durchaus eine Liebeserklärung aussprechen." Doch die Zeitschiene für die Umsetzung der Ideen verläuft recht unterschiedlich: Während die Schließung des Gemeindehauses, die Verlegung des Jugendclubs und der Umbau des denkmalgeschützten Praunheimer Werkstattbaus in den nächsten zwei Jahren anstehen, lässt die Ortsumfahrung noch immer auf sich warten, wie Staab einräumte. "Wenn die Politik dafür offenbar seit fast 40 Jahren kein Geld hat, verliert man den Glauben daran", schimpfte ein Ex-Mitarbeiter verschiedener hessischer Planungsämter. "Doch die Umfahrung würde so viel Laufkundschaft abziehen, dass der Kiosk, die Post und andere Geschäftsleute wohl schließen müssten", hielt Thomas Neubauer dagegen, Planungslotse für Einzelhandel und Gastronomie.
"Großräumige Verkehrsprojekte brauchen lange, kleinere Gestaltungsmaßnahmen können wir nach zügiger Planung zeitnah umsetzen", sagte Moderator Torsten Becker vom Planungsbüro "BS + Städtebau und Architektur".
Die Stadtteilgruppe "Öffentlicher Raum – Aufenthaltsqualität" hob die historische Bedeutung des Ortskerns um die Kirche und die Zehntscheune hervor, die als Bürgerhaus und Treffpunkt gesichert sein müsse. Beklagt wurden jedoch fehlende Platzkanten, die den benachbarten Straßenraum als Treffpunkt und Aufenthaltsort wahrnehmbar werden lassen. Neubauten wie die Seniorenwohnanlage würden sich architektonisch dem öffentlichen Raum eher verschließen.
Die Planungsgruppe für Praunheims Identität und Heimat regte an, außer dem Ortskern auch den Praunheimer Kreisel und die Ernst-May-Siedlungen des Stadtteils stärker zu berücksichtigen. Die Gruppe "Grünräume, Öffnung zur Nidda" regte mehr Freiräume und eine bessere Zuwegung zum Zirkusplatz und zum Ufer an, das vom Ortskern aus kaum wahrnehmbar sei.
Quartiersfilm in Planung
Einen wahren Schatz konnte hingegen die Gruppe "Kunst in Praunheim" heben: "Wir konnten die Ateliers am Ebelfeld und im Damaschkeanger besuchen, die durch den Maler Willi Petri und die Bildhauerei Hans Steinbrenner geprägt sind", erklärte die Lotsin Gabriela Bloem stolz. Schon bald wolle Regisseur Rosa von Praunheim einen Film über den Stadtteil drehen.
Bloem und Becker regten an, die Praunheimer Werkstätten als Künstlerateliers umzubauen, Mitarbeiter des Jugendclubs forderten, dort auch neue Räumlichkeiten für die rund 35 Jugendlichen einzurichten, die derzeit im Gemeindehaus betreut werden. Doch neben dem Kunst- müsse sich in Praunheim auch ein Wochenmarkt etablieren, der auch Anwohner benachbarter Stadtteile an sich zu bindet, forderte Neubauer. Denn alleine, da waren sich Planer, Lotsen und Geschäftsleute einig, könne Praunheim wegen der Konkurrenz des Nordwestzentrums wenig bewegen. Das nächste Treffen, bei dem die Gruppen konkrete Maßnahmen und Ziele formulieren, ist für Mitte März geplant.
"Wir brauchen eine bessere Versorgung im Alltag für die Praunheimer Bürger, aber auch so etwas wie Erlebnisgastronomie und –einkauf. Die jetzige Aufbruchstimmung sollten wir nutzen", resümierte Becker. "Dann könnte man in Praunheim sogar Urlaub machen." (got)
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