23.08.2013
Feiern auf einer Baustelle
Praunheimer strömen trotz der Arbeiten fürs neue Gemeindehaus zu Tausenden aufs Zehntscheunenfest.
Die Graebestraße ist derzeit eine Baustelle, doch davon ließ sich das Zehntscheunenfest nicht aufhalten. Wie gewohnt feierten Tausende von Praunheimern und Eingeplackten diesseits und jenseits des Altarms.
Da, wo einst das Pfarrhaus stand, klafft eine Lücke. Der Kirschgarten ist Geschichte. Und die Bühne in der Graebestraße ist zur Zehntscheune hin gerichtet. Es sind gravierende Änderungen bei der 29. Auflage des Zehntscheunenfestes - und doch bleibt (fast) alles beim Alten. Der Weinstand musste umziehen und hat seinen Platz vor der Zehntscheune gefunden, der große Getränkestand steht nun vor der Kirche. So viel zu den „Alteingesessenen“: Doch es gibt auch Neues zu entdecken.
Ganz am Ende der Standreihe, fast vis-à-vis der Praunheimer Werkstätten, hat sich der Verein „Kunstwerk Praunheim“ niedergelassen und animiert Alt und Jung zum Malen. Allein am Samstag sind 60 Bilder zusammengekommen, „auch von Menschen, die von sich sagen, dass sie nicht malen können“, sagt Gabriela Bloem. Der Verein hat sich gegründet, um das Gebäude der Werkstätten zu erhalten und am Standort einen Ort für Kunst und Kultur zu schaffen - eine Plattform, die das kulturelle Leben in Praunheim bereichert.
Klassentreffen-Atmosphäre
Am anderen Ende der Festmeile stehen die Besucher an diesem Samstagabend dicht an dicht, es ist wegen des Bauzauns enger als sonst. Und immer mehr kommen hinzu, darunter viele Eintracht-Fans, die vor dem Feiern das Spiel geschaut haben. Begeistert sind sie nicht, die Elf hat verloren, zu Unrecht, sagen sie. „Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich bin mit Freunden aus Schulzeiten verabredet, die habe ich ewig nicht mehr gesehen“, sagt Alexander Mehrens. Ja, es gibt sie immer noch, die Klassentreffen-Atmosphäre, die sich durch viele Generationen auf diesem Fest zieht. „Es ist zwar immer das Gleiche, aber trotzdem jedes Mal wieder ein tolles Gefühl, hier zu sein“, sagt Alex Schneider. Am Freitag tanzte sie bei Roy Hammer auf den Tischen, jetzt wartet sie darauf, dass „Fullstop“ im Festzelt Gas geben. „Beide Bands sind einfach klasse.“ Klasse sind aber auch die „kleinen“ Sahnehäubchen, die die Stimmung auf dem Fest versüßen: Sei es Hans-Peter Schwenger, der mit seiner Drehorgel die Runden macht, die große Knax-Kinder-Fete auf der Wiese, die deftigen und süßen Leckereien vom „Cafe Latte Macchiato“, die Hausmannkost vom Grill der Feuerwehr oder die von der Jungen Union gemixte Caipirinha.
Ferien im August
Bürgervereinschef Wilfried Windecker zeigt sich denn auch zufrieden, trotz „aller Widrigkeiten, die durch den Abriss des Pfarrhauses und die Baustelleneinrichtung für das neue Gemeindehaus entstanden sind. Aber von den Absatzzahlen dürften wir an das Vorjahr herangekommen sein“, sagt Windecker, der sich schon Gedanken über die 30. Auflage „seines Babys“ macht. Dann sollte zwar der Gemeindehaus-Neubau stehen, doch es droht neues Ungemach: die Sommerferien. Die dauern 2014 nämlich von Ende Juli bis Anfang September. Der Juli ist zu unbeständig, der August liegt in den Ferien - Tatsachen, die Windecker Kopfzerbrechen bereiten. Aber wer den umtriebigen Vereinschef kennt, weiß, dass er eine Lösung findet. Und wenn er die hessischen Ferien verschiebt . . .
(Simone Wagenhaus)
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 19.08.2013
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