21.10.2013
Erstklassig geübt
Rund 200 Jugendfeuerwehrleute zeigen, dass auch sie schon fast bereit für den Ernstfall wären.
Die Frankfurter Jugendfeuerwehren haben auf dem Gelände der Daimler-Niederlassung in Praunheim ihr Vorgehen bei einem Großbrand getestet. Der Stadtjugendfeuerwehrwart ist mit dem Ablauf der Übung zufrieden - und auch Nachwuchssorgen plagen ihn derzeit kaum.
Es ist ein ruhiger Nachmittag im Norden Praunheims. Die Mitarbeiter der Daimler-Niederlassung erledigen die letzten Arbeiten vor dem Feierabend. Doch einige sind gedanklich schon im Wochenende. Bei Schweißarbeiten in der Werkstatthalle kommt es zu einem Funkenflug, Öl und Schmierstoff entzünden sich, es folgen mehrere Explosionen. In Windeseile breitet sich der Brand über die unterirdischen Verbindungen in der gesamten Anlage aus. Die Rauchentwicklung ist so heftig, dass einige Automechaniker den Komplex nicht mehr verlassen können und in Lebensgefahr geraten.
Zum Glück spielt sich dieses Szenario nur fiktiv ab: Die Frankfurter Jugendfeuerwehren üben damit auf dem Daimler-Gelände den Ernstfall. Insgesamt nehmen 17 Jugendfeuerwehren und damit rund 200 Nachwuchsfeuerwehrleute aus dem ganzen Stadtgebiet an der Jahresabschlussübung teil. Die Übung ist somit die größte ihrer Art in ganz Hessen.
Schwere Anzüge
Der Feuerwehrnachwuchs muss jedoch nicht nur den ausgebrochenen Brand unter Kontrolle bringen, auch Unvorhergesehenes muss gemeistert werden: Beim Versuch, einen in der Nähe des Brandes befindlichen Lastwagen aus dem Gefahrenbereich zu bringen, kollidiert dieser dem Übungsszenario nach mit einem auf dem Gelände stehenden Gefahrgutcontainer. Daraufhin kommt es zu mehreren kleinen, sogenannten Entstehungsbränden. Der Laster muss mitsamt Gefahrgutcontainer gekühlt werden. Den Jungfeuerwehrleuten wird die Aufgabe durch das Tragen von schweren, feuerfesten Anzügen erschwert. Nach etwa einer Stunde sind die Herausforderungen bewältigt.
Hellauf begeistert vom Ablauf der Jahresabschlussübung zeigt sich Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel di Marco: „Alles ist hervorragend gelaufen. Vorab hatten wir noch die Befürchtung, dass aufgrund der Herbstferien etwas wenig los sei. Die 17 beteiligten Jugendfeuerwehren haben jedoch für genügend Teilnehmer gesorgt.“ Laut di Marco seien sowohl die Alarmierungsreihenfolge, das Abarbeiten der Übungen als auch die Zusammenarbeit mit dem Arbeiter Samariter Bund, der den Rettungsdienst leistete, optimal gelaufen. „Der Nachwuchs war über den Ablauf der Übung und das Szenario nicht informiert, sondern konnte sich erst nach dem Absitzen ein Bild davon machen. Das Resultat ist ein Zeichen, dass die Frankfurter Jugendfeuerwehren genau die richtige Arbeit machen“, sagt der Stadtjugendfeuerwehrwart.
Problem Akquisition
Di Marco sieht die Frankfurter Jugendfeuerwehr somit gut aufgestellt, auch was die Mitgliederzahlen betrifft. Vom oft kolportierten „Nachwuchsmangel“ möchte er angesichts von 500 Jugendlichen, davon 100 Mädchen, bei den Brandbekämpfern nicht sprechen: „Auf das gesamte Stadtgebiet gesehen, ist dies nicht der Fall. Wir haben Probleme bei der Akquisition, aber dies hängt nicht damit zusammen, dass die Jugendfeuerwehr unattraktiv ist, sondern Kinder und Jugendliche in der Stadt etliche andere Freizeitmöglichkeiten haben. Letztlich wachsen wir aber, wohingegen die Zahlen bei vielen Feuerwehren in der Provinz sinken.“
Der Stadtjugendfeuerwehrwart hofft darauf, dass aktuelle Jugendfeuerwehrleute Freunde inspirieren, es ihnen nachzutun. Schließlich sei die Arbeit längst nicht nur auf die „platte Feuerwehrarbeit“ begrenzt: „Das sind nur 50 Prozent. Wir widmen uns zur anderen Hälfte auch politischen Themen, allgemeiner Bildung und körperlicher Ertüchtigung.“
Davon hat sich auch Moritz Hennig begeistern lassen. „Ich wurde einst von einem Freund ermutigt, mal bei der Jugendfeuerwehr in Bergen vorbeizuschauen. Nun bin ich seit fünf Jahren dabei“, erzählt der 15-Jährige. Grund für ihn, sich in Zukunft auch der Freiwilligen Feuerwehr in Bergen anzuschließen, sei der starke Zusammenhalt, die Hilfe für andere Menschen und der stete Spaß bei allem.
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 21.10.2013. Von Ben Kilb
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