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07.01.2014

Das Ende eines Provisoriums

Überflutete Wohnanlage wird endlich wieder ans Stromnetz angeschlossen. Zug um Zug werden die Schäden des Hochwassers vor acht Monaten in der Seniorenwohnanlage in Praunheim beseitigt. Weil keine Versicherung zahlt, bleibt allerdings die städtische Wohnheim auf den Kosten von 1,4 Millionen Euro sitzen.

Auf den ersten Blick von außen hat sich an den Zuständen der im Frühsommer unter Wasser gesetzten Seniorenanlage im Praunheimer Weg 169 nichts geändert. Noch immer erfolgt die Stromversorgung über eine externe Trafostation. Über ein Gerüst an der Parkplatzeinfahrt verlaufen die dicken schwarzen Stromkabel, ehe sie in der Waschbetonfassade des siebenstöckigen Gebäudes verschwinden und dort die Wohnungen der 122 Bewohner mit Strom versorgen.

Dieses Provisorium gehört allerdings bald der Vergangenheit an. „Bis Ende Januar sollte der Strom wieder auf normalem Wege fließen. Damit befinden wir uns im Zeitrahmen“, verspricht Georg Bitterberg, Prokurist bei der städtischen Wohnheim, der Betreiberin der Anlage. Die neue Heizung sei bereits vor einigen Wochen im trockengelegten und sanierten Keller eingebaut worden, auch die Warmwasseraufbereitung funktioniere einwandfrei.

Auch wenn der Strom derzeit noch von einer Trafostation komme, sei die Versorgung der Bewohner trotzdem gesichert. „Wir haben keine Einschränkungen, und auch die Sicherheit des Gebäudes ist nicht gefährdet. Solch ein Provisorium kann man bis zu zwei Jahre betreiben. Theoretisch“, sagt Bitterberg und stellt sofort klar, dass das sicher nicht das Ziel sei.

Verstopftes Gitter

Am 9. Juni 2013 war der hinter der Seniorenwohnanlage fließende Steinbach nach starken Regenfällen über die Ufer getreten und hatte das Gebäude unter Wasser gesetzt. Die Kellerräume waren komplett überflutet, im Erdgeschoss stand das Wasser 40 Zentimeter hoch. Grund für das Hochwasser waren Schlamm, Gras und kleine Ästchen, die sich in dem Rechen verfingen, der vor der Verrohrung sitzt, die den kleinen Bach unter dem Praunheimer Weg bis hin zur Nidda leitet.

Bis heute sind die Erdgeschosswohnungen nicht bewohnbar. „Wir haben die Gunst der Stunde genutzt. Die Wohnungen werden komplett entkernt und erhalten nach der Sanierungen einen moderneren Schnitt“, erklärt Bitterberg. Die Bewohner werden solange in anderen Wohnungen untergebracht. Der Gemeinschaftsraum ist bereits saniert. Das vom Wasser aufgerissene Parkett konnte nicht gerettet werden und wurde durch einen hellen Holzfußboden ersetzt.

1,4 Millionen Euro kostet die Wohnheim die Instandsetzung des Gebäudes. Deutlich mehr als zunächst veranschlagt. „Asbest im Keller und die damit verbundene Schadstoff-Sanierung haben die Kosten in die Höhe getrieben“, sagt Georg Bitterberg. Diese muss der Eigentümer der Seniorenwohnanlage vollständig bezahlen, die Versicherung sprach von „höherer Gewalt“ und wollte die Schäden nicht übernehmen.

Versicherung zahlt nicht

Auch die Haftpflichtversicherung der Stadtentwässerung Frankfurt (SEF) hat die Übernahme der Kosten abgelehnt. „Erst sechs Tage vor der Überflutung wurde das Gitter gewartet. Es war alles in Ordnung“, sagt der technische Bereichsleiter Werner Kristeller. Zum gleichen Ergebnis kam auch ein Fachgutachten. „Verrohrung und Rechen sind angemessen dimensioniert“ heißt es darin.

Für die SEF ist der „unberechenbare Steinbach, der binnen Minuten ansteigt“ seit Jahren ein neuralgischer Punkt. Um das Risiko künftiger Verstopfungen zu verringern, wurde nun der Rechner umgebaut, die Abstände zwischen den Stäben auf knapp zwölf Zentimeter erweitert. „Mehr geht nicht, die Gefahr, dass Tiere oder sogar kleine Kinder in den Kanal klettern wäre zu groß“, begründet Kristeller.

Für Georg Bitterberg ist das kein Trost. Er findet es „bedauerlich“, dass keine Versicherung für den Schaden gerade steht. Zumal solch ein Unglück immer wieder passieren könne. „Ich habe erlebt wie der Steinbach zu einem reißenden Fluss werden kann. Das muss ich nicht noch einmal haben.“



Artikel Frankfurter Neue Presse vom 07.01.2014. Von Judith Dietermann

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