03.11.2014
Taktieren bis zum Sieg
Zum ersten Mal steigt in Frankfurt die Deutsche „Stratego-Meisterschaft“. Im Haus Ronneburg in Preungesheim duelliert man sich in dem Denkspiel, das eine Mischung aus Schach, Poker und Memory ist. Der Turniersieg ist jedoch nur Nebensache.
Preungesheim.
Erfolge beim Schach versprechen mehr Ruhm, beim Poker mehr Geld. Die Spieler im Haus Ronneburg in Preungesheim machen sich daraus jedoch nicht viel. Sie widmen sich lieber einer Sportart, die Elemente von Schach und Poker vereint, auch vom Kinder-Denkspiel Memory, und ihnen dafür umso mehr Spaß macht.
Im Haus Ronneburg steigen die 22. Deutschen Meisterschaften im Brettspiel Stratego. Zum ersten Mal findet die Veranstaltung in Frankfurt statt. Aus der ganzen Republik sind die Teilnehmer angereist.
Dirk Abel hat seine ersten Partien bereits hinter sich. Das Vorstandsmitglied vom Verein Stratego Deutschland hat die Deutschen Meisterschaften im Haus Ronneburg mitorganisiert und wirkt keinesfalls wie der etwas merkwürdige Brettspiel-Begeisterte, den man erwartet hat.
Krieg als Inspiration
So sehr das Spiel von anderen geprägt ist, umso einfacher sind seine Regeln: 40 Figuren stehen jedem Spieler zur Verfügung, mit denen die Fahnen-Figur des Kontrahenten zu erobern ist. Wie beim Schach gilt es schwächere mit stärkeren Figuren auszustechen, nur dass es sich nicht um Pferde, Springer und Könige handelt, sondern um Hauptmänner und Generäle. Denn, wie Dirk Abel erklärt, wurden die Erschaffer des Spiels einstmals vom Ersten Weltkrieg inspiriert. Seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts werde Stratego also bereits gespielt, sagt Abel. In Deutschland erfreue sich das Spiel aber erst seit den Fünfziger-Jahren wachsender Beliebtheit.
Der Verein Stratego Deutschland existiert seit 1997 und organisiert seitdem jährlich die Deutsche Meisterschaft in einer anderen deutschen Stadt. „In den vergangenen Jahren waren es Berlin, Bochum, Wuppertal und Ludwigshafen. In diesem Jahr ist Frankfurt an der Reihe.
Stratego Deutschland hat die Werbetrommel dafür so sehr gerührt, dass der Verein dabei sogar vom hessischen Wissenschaftsministerium und der Frankfurter Stadtpolitik unterstützt wird. Minister Boris Rhein hat den Pokal für den hessischen Landesmeister gestiftet, Ortsvorsteher Robert Lange die Trophäe für den Stadtmeister.
Für die Teilnehmer ist der Sieg jedoch nicht das Wichtigste beim Turnier. „Das Spiel an sich steht im Vordergrund. Das Taktieren. Es mischen sich die Berechenbarkeit wie beim Schach und das Bluffen vom Poker“, so Abel. Weil man die Figuren des Gegners erst beim Ziehen sieht, wisse man nicht, wie der eigene Zug ende. Man könne sich jedoch merken, auf was für eine Figur man gestoßen sei, um beim nächsten Zug besser vorbereitet zu sein. Memory lässt grüßen.
Großes Wiedersehen
Letztlich aber ist das Turnier so etwas wie ein großes Freundes-Treffen. „Man kennt sich in der Szene, Bekanntschaften werden geschlossen“, so Dirk Abel. Die meisten würden daher hunderte Kilometer zurücklegen, nur um sich wiederzusehen.
Dirk Abel, der beruflich oft quer durch die Republik fährt, greift dabei nicht selten auf Stratego-Freunde zurück: „Man trifft sich abends auf ein Bier und spielt eine Runde. Manchmal übernachtet man auf Reisen auch bei anderen Spielern. Über die Jahre ist daraus eine Art bundesweite Stratego-Familie entstanden.“
Artikel Frankfurter Neue Presse vom
03.11.2014.Von Ben Kilb
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