31.12.2014
Ich will nichts mehr investieren
Vier Jahre lang war Peter Kraft (50) Vorsitzender des VdK-Ortsverbands Praunheim-Römerstadt. Nun wirft er das Handtuch, heute ist sein letzter offizieller Tag. Ab morgen ist der Ortsverband führungslos. Im Gespräch mit FNP-Mitarbeiterin Judith Dietermann erläutert Kraft die Gründe für den Rücktritt, was sich im VdK ändern muss, um für die Zukunft gerüstet zu sein, und wie es für den Ortsverband weitergeht.
Bereits im Sommer hatten Sie angekündigt, den Vorsitz des Ortsverbands aufzugeben. Zusammen mit Kassiererin Jutta Peter und ihrem Stellvertreter Gerhard Bienroth. Nun haben Sie diesen Schritt wahrgemacht. Was sind genau die Gründe für den Rücktritt?
PETER KRAFT: Die Kommunikation mit dem Kreis- und dem Landesverband ist eine Katastrophe. Schreiben bleiben über 16 Monate lang unbeantwortet, Anfragen über Ausgaben von rund 500 Euro werden nicht entschieden. Für unseren VdK-Garten in der Praunheimer Kleingartenanlage warten wir bis heute auf eine Genehmigung, wie auch auf die Ergebnisse der Kassenprüfung 2013. Obwohl wir immer wieder den Kontakt gesucht haben, wird uns vorgeworfen, wir würden die Kommunikationswege nicht einhalten. All diese Schwierigkeiten haben uns letztlich dazu bewogen, nicht mehr weiterzumachen, was uns sicher nicht leicht fällt.
Genau diese Punkte sind es, die Sie bereits im Juli öffentlich in der FNP kritisiert hatten. Gab es darauf irgendwelche Reaktionen?
KRAFT: Es gab ein persönliches Gespräch in der Kreisgeschäftsstelle. Ich habe allerdings erwartet, dass ich dort eine Ab- oder eine Zusage für meine Anliegen wie die Genehmigung des VdK-Gartens erhalte. Stattdessen wurde ich damit konfrontiert, dass man selbst nicht wisse, wie es weitergeht. Argumentiert wurde dabei mit der schwierigen Zusammenarbeit zwischen Landes- und Kreisverband.
Wie haben Sie darauf reagiert?
KRAFT: Ich habe mir noch einmal erlaubt, den Landesverband anzuschreiben. An eine Sammeladresse, damit Ausreden wie „Das habe ich nicht bekommen“ nicht möglich waren. Auf eine Reaktion zu diesem Schreiben warte ich allerdings bis heute.
Das heißt, die Probleme der vergangenen Monate beziehungsweise Jahre sind nicht weniger geworden?
KRAFT: Nein, im Gegenteil. Es wurde noch problematischer. Ein aktuelles Beispiel ist die Aufnahme neuer Mitglieder. Der Kreis- und der Landesverband bearbeiten von uns eingereichte Anträge, obwohl diese angeblich falsch ausgefüllt sind. Das wird uns allerdings erst im Nachgang mitgeteilt. Die Anträge gehen an mich mit der Aufforderung, die fehlenden Informationen bei den Neu-Mitgliedern einzuholen, zurück. Würde diese Vorgehensweise im Vorfeld genauer kommuniziert, dann gebe es solche Probleme nicht. Stattdessen wird unsere Arbeit aber mit solch überflüssigen Dingen blockiert.
Gibt es in den anderen Frankfurter Ortsverbänden ähnliche Probleme?
KRAFT: Ja, schon. Allerdings muss man auch wissen, dass die Ortsverbände sich oft aus älteren Leute zusammensetzen, die mit vielen Sachen sehr schnell zufrieden sind. Kritik wird nur selten geäußert. Diese Ehrenamtlichen kennen die alten, die eingefahrenen Strukturen, die für mich teilweise nicht nachvollziehbar sind. Dafür bin ich viel zu kurz dabei. Ich bin mit 50 Jahren dort der Jüngste. Mich beschleicht zudem das Gefühl, dass der Kreisverband viele dieser Strukturen auch nicht versteht, aber trotzdem so agiert, wie es gefordert wird, weil man es eben schon immer so macht.
Wird mit dem Rücktritt des Vorstandes auch automatisch der Ortsverband Praunheim-Römerstadt beerdigt?
KRAFT: Es gibt die Mitglieder noch, aber der Ortsverband ist führungslos.
Die Zusammenlegung mit einem anderen Ortsverband wäre da doch nahe liegend. Das passiert bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) ja auch immer wieder . . .
KRAFT: Es ist ja gar nicht so verkehrt, Ortsverbände zusammenzulegen, wenn es wenige Leute wären. Wir sind aber mit 400 Mitgliedern einer der größeren Ortsverbände in Frankfurt. Ich weiß von den Heddernheimern, dass sie mächtig Probleme haben, Rödelheim sucht einen Vorsitzenden. Im Kreisverband wurde beschlossen, dass die Nachbarvereine automatisch die führungslosen Ortsverbände übernehmen, bis eine Lösung gefunden ist – aber ohne dort die Vorsitzenden zu fragen. Das geht so nicht.
Wie haben denn die Mitglieder auf Ihren Rücktritt reagiert?
KRAFT: Einige haben mir mitgeteilt, dass sie wohl austreten werden. Zudem wollen sie sich bei der AWO informieren, welche Angebote und Leistungen es dort gibt. Es gab auch Mitglieder, die mich zu meinem mutigen Schritt beglückwünscht haben.
Sie sind ja alles andere als ein Ehrenamts-Frischling. Vorsitzender des Vereinsrings Praunheim, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Niederursel – um nur einen Teil aufzuzählen. Wobei der VdK-Vorsitz wohl ihre bislang schwierigste Aufgabe war . . .
KRAFT: Es gibt auch bei anderen Ehrenämtern Schwierigkeiten. Das Problem beim VdK ist aber, wie bereits erwähnt, die Altersstruktur. Ich gehe nun mal mit älteren Menschen anders um als mit jungen. Klare, harte Aussagen und Formulierungen zu treffen, ist dort ebenso schwierig, wie veraltete Strukturen aufzubrechen.
Das Kapitel VdK-Vorstand ist für Sie jetzt abgeschlossen? Oder ist doch noch ein Hintertürchen offen?
KRAFT: (lacht) Nein, das ist erledigt. Ich tue dies aber nicht, weil ich es nicht machen möchte. Ich würde mich vielleicht sogar überreden lassen weiterzumachen, um die veralteten VdK-Strukturen zu ändern – was mich sicher viel Arbeitskraft kosten würde. Zudem müsste ich mich für diese Aufgabe in den Kreisverband wählen lassen. Diese Arbeitskraft und -leistung will ich nicht erbringen.
Sie bleiben aber Mitglied im VdK?
KRAFT: Ja. Weil ich es trotz der Probleme immer noch wichtig finde, dass es den Sozialverband gibt. Das sollte man unterstützen.
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 31.12.2014.
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