29.01.2016
Angst um Bäume
Auf dem Gelände Am Stockborn sollen neue Wohnungen entstehen. Doch Naturschützer und der Ortsbeirat 8 haben Bedenken gegen die Pläne. Sie sorgen sich um die Bäume, die dort stehen.
Die Kritik an den Bauplänen für die Fläche nördlich der Straße Am Stockborn reißt nicht ab. Dabei müht sich die Stadt eigens, das Vorhaben zu beschleunigen. Doch gerade das befeuert das Misstrauen. Anwohner, die Naturschützer des BUND und der Ortsbeirat 8 äußern Bedenken. „Der Beschluss hat als Grundlage den Rahmenplan des Investors“, sagt etwa Bernhard Zander, stellvertretender Vorsitzender des BUND Ortsverband Nord.
Auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Areal sollen neue Häuser entstehen. Das 13-stöckige Bürohochhaus ist mit Asbest belastet, es steht seit zwölf Jahren leer. Früher nutzte es unter anderem der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge. Die Neubaupläne haben die Bauträger Bamac und Wilma im Ortsbeirat 8 vorgestellt.
Die planen eine Blockrandbebauung direkt an der Straße und drei dahinter gelegene Mehrfamilienhäuser. Die Pläne sehen 100 Wohnungen und eine Kindertagesstätte vor. Außerdem eine Tiefgarage mit 150 Stellplätzen, die Ein- und Ausfahrt soll an der Straße Am Stockborn liegen. 30 Prozent der Wohnungen sollen öffentlich gefördert sein.
Anwohner schätzen "grüne Insel"
Anwohner stören sich aber nicht nur an der Bauweise, sie fürchten auch um den alten Baumbestand. Der werde gerodet, um Platz zu schaffen, so die Vorwürfe. „Wir haben Zweifel, dass hier überhaupt auf die Erhaltung der alten Bäume geachtet wird“, sagt BUND-Mann Zander.
Weiterhin erklärt der Naturschützer, ihm komme der Eindruck, dass die Stadt das im vorliegenden Fall angewandte beschleunigte Verfahren nutze, um über gewisse Dinge hinweg zu entscheiden. „Die Bedeutung der alten Bäume wird einfach abgebügelt“, sagt Zander.
Der Ortsbeirat hat in einem auf der letzten Sitzung beschlossenen Antrag seine Bedenken am Planungs-Beschluss dem Magistrat überstellt. Dort heißt es, dass vielen der Anwohnern die derzeit auf dem Gebiet liegende „grüne Insel“ sehr am Herzen liege und deshalb doch möglichst viele der alten Bäume erhalten bleiben oder gegebenenfalls durch Neubepflanzung ersetzt werden müssten.
Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt, äußert Verständnis für die Sorgen. „Wir sehen das genau so, dass der Baumbestand erhalten bleiben muss“, sagt Rothenburger. Er unterstreicht aber auch, dass die Naturschutzbehörde durch das beschleunigte Verfahren nicht übergangen werde. „Zu gegebener Zeit werden wir in das Verfahren miteinbezogen und dann natürlich auch Stellung beziehen zu den Plänen.“
Auch ein angekündigtes Baumgutachten gebe es, so Rothenburger, noch gar nicht. Entsprechend hätten die Behörden noch keine Fällgenehmigung für die alten Bäume erteilen können. „Wir halten noch gar nichts in unseren Händen. Solange kein Gutachten vorliegt, kann es auch keine Baumfällung geben“, sagt Rothenburger. Wann es mit dem Gutachten soweit sein wird, kann der Leiter der Behörde noch nicht abschätzen. „Das wird vom Investor in Auftrag gegeben. Wir müssen abwarten.“
Artikel Frankfurter Rundschau vom 29.01.2016. Von Julian Loevenich
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