02.09.2018
Tram zwischen Nordwestzentrum und Westbahnhof soll Verkehr entlasten
Die Planungen für die Ortsumfahrung Praunheim liegen auf Eis, doch auf den Straßen wird es immer voller. Das will die CDU-Fraktion ändern und hat eine Idee entwickelt: Eine Straßenbahn zwischen dem Nordwestzentrum und dem Westbahnhof soll für Entlastung sorgen.
er einmal im Feierabendverkehr auf der Heerstraße in Richtung Praunheim unterwegs war, weiß, was er mitbringen muss: ganz viel Geduld. Denn nur langsam bewegt sich die Blechlawine zwischen der Ecke Ludwig-Landmann-Straße/ Heerstraße und dem Praunheimer Kreisel, im schlimmsten Fall staut sich der Verkehr sogar über die Kreuzung hinaus bis zum Friedhof Westhausen.
Doch dieses Verkehrschaos muss nicht sein, schließlich gebe es eine einfache Lösung. Das denkt zumindest Thomas Rätzke (CDU), Mitglied des Ortsbeirates 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen). „Wir brauchen eine Straßenbahn, die von der Nordweststadt über Praunheim und Rödelheim bis nach Bockenheim fährt“, sagt der Stadtteilpolitiker, der bereits einen entsprechenden Plan, sogar mit möglichen Haltestellen, ausgetüftelt hat. In der Sitzung des Ortsbeirates am Dienstag, 11. September, soll über einen entsprechenden Antrag abgestimmt werden.
Nahverkehr ausweiten
19 Jahre saß Rätzke im Stadtparlament, lange Zeit davon im Verkehrsausschuss. Dort hat er Erfahrungen gesammelt, von denen er nun profitiere, sagt er. Zudem hätte er in anderen europäischen Metropolen gesehen, wie die Verkehrsprobleme behoben werden. Dazu zähle vor allem eins: ein ausreichendes Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Und das sieht er nördlich der Nidda nicht. „Es gibt die U-Bahn-Linie U 6 in die Innenstadt und Busse. Die stehen aber auch im Stau“, sagt er.
Planungen ruhen
„Unter dem vielen Verkehr leidet vor allem Praunheim, doch eine Umfahrung war in den vergangenen 80 Jahren politisch nicht umsetzbar. Deswegen brauchen wir eben eine Straßenbahn“, sagt Rätzke. Die Planungen für die Ortsumfahrung Praunheim, die die Ludwig-Landmann-Straße mit dem Praunheimer Weg und ursprünglich sogar mit dem Erich-Ollenhauer-Ring verbinden sollte, liegen tatsächlich wieder einmal auf Eis.
Detailplanungen würden zunächst bis zum Vorliegen der Untersuchungsergebnisse für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme des neu geplanten Stadtteils im Nordwesten zurückgestellt, heißt es jetzt in einer aktuellen Stellungnahme des Magistrats.
Dazu zähle auch eine kostengünstige Alternative für den einst geplanten, aber aus finanziellen Gründen nicht weiterverfolgten Tunnel zwischen Praunheimer Weg und Erich-Ollenhauer-Ring.
Bis dort eine Entscheidung getroffen ist, dauert Thomas Rätzke jedoch zu lange. Zumal in den kommenden Jahren mit noch mehr Verkehr im Nordwesten zu rechnen sei. „Das Gewerbegebiet wird erweitert, der Automobilzulieferer Continental erweitert seinen Standort, und auch das Nordwestzentrum wächst“, zählt der Stadtteilpolitiker die Gründe auf. Eine Anbindung mit der vorgeschlagenen Straßenbahn-Linie wäre deswegen auch eine attraktive Alternative für die pendelnden Autofahrer aus dem Umland.
Ab dem Nordwestzentrum bis nach Praunheim könnte die Straßenbahn die Trasse der Regionaltangente West nutzen – ober- oder unterirdisch. Eine Haltestelle am Praunheimer Weg sei ideal für die Schüler der Ernst-Reuter-Schulen und der Europäischen Schule. Die am nördlichen Ende der Steinbacher Hohl geplante Siedlung sowie das Krankenhaus Nordwest seien durch die Tram ebenfalls bestens an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, erklärt Thoma Rätzke weiter.
Ambitionierte Route
Entlangrollen soll die Straßenbahn parallel zur Heerstraße. Nach dem Kreuzen der Ziegelei-Allee könnte die Bahn die Betriebsgleise zur Zentralwerkstatt der Verkehrsbetriebe nutzen. Das Profil der Guerickestraße, Am Seedamm und Gaugrafenstraße erlaubt eine Mittellage der Gleise. Zweimal soll die Straßenbahn in Rödelheim halten – Am Seedamm und an der Gaugrafenstraße. Parallel zum Westerbach verläuft die vorgeschlagene Trasse weiter, vorbei am Biegwald, dem Schönhof-Viertel bis hin zum Westbahnhof.
Dass es sich bei seiner Idee um ein echtes Mammutprojekt handelt, weiß Thomas Rätzke. Auch, dass viele ihn deswegen für verrückt erklären werden. „Das muss man aber manchmal sein, um gute Ideen zu entwickeln. Und das ist eine solche“, ist er von der Straßenbahn quer durch den Nordwesten überzeugt.
Artikel Frankfurter Neue Presse, vom 31.08.2018. Von JUDITH DIETERMANN
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