11.01.2019
Die Angst vor dem Verkehrskollaps
In unserer Serie blicken wir zurück auf das Jahr in den Ortsbeiräten – aus Sicht unserer Redakteure. Was war das Thema, das den Ortsbezirk in den vergangenen Monaten bewegt und beschäftigt hat? Eine Einschätzung – heute aus dem Ortsbeirat 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen).
Sind Sie schon einmal im Feierabendverkehr über die Westerbachstraße gefahren? Oder über die Guerickestraße? Wenn nicht, dann probieren Sie das doch mal aus. Aber: Bringen sie Zeit mit, denn ab 16 Uhr sind beide Straßen dicht – versprochen. Und es wird in den nächsten Jahren nicht besser werden. So entsteht an der Gaugrafenstraße auf 14,5 Hektar ein großes Logistikzentrum – die Stadt rechnet mit 2400 zusätzlichen Fahrzeugen auf der Westerbachstraße. Dort sind aktuell bereits 21 000 Autos und Lastwagen täglich unterwegs, denn dorthin fließt auch der Verkehr aus dem Gewerbegebiet Wilhelm-Fay-Straße (Sossenheim).
Deswegen hat die Stadt einen Ausbau der Straße geplant, aus einer sollen zwei Spuren werden. Im März wurden die Pläne im Ortsbeirat 7 vorgestellt. Und fielen durch. „Das verkürzt den Stau nur um wenige Meter“, monierte Sebastian Papke (FDP). Stattdessen plädierten die Stadtteilpolitiker für eine sinnvollere Lösung. Mit einer Brücke über die Autobahn 5 soll die Gaugrafenstraße mit dem Gewerbegebiet verbunden werden. Ein sinnvoller Vorschlag, damit der Verkehr besser abfließen kann.
Standort wird ausgebaut
Damit wäre allerdings wohl nur ein Teil des Problems gelöst. Denn nur wenige hundert Meter weiter nördlich droht bereits der nächste Superstau, der den Ortsbeirat im vergangenen Jahr einige Nerven gekostet hat. Denn der dort ansässige Technologiekonzern Continental baut seinen Standort aus. 4500 Mitarbeiter arbeiten schon jetzt in der Niederlassung, 1100 sollen bis 2022 hinzu kommen – 200 neue, sowie 900 Angestellte, die bereits an eigens angemieteten Standorten in Frankfurt und Eschborn arbeiten.
Auch hier wurde der Ortsbeirat aktiv und unterbreitete der Stadt eifrig Vorschläge. Wie der, die Eschborner Landstraße – dort herrscht übrigens wegen der DHL-Zustellbasis, der Kelterei Possmann sowie einigen anderen Unternehmen und Firmen auch nicht wenig Verkehr – direkt an die Lorscher Straße anzubinden. Denn bislang gibt es diesen Lückenschluss noch nicht, wobei dieser durchaus Entlastung für die umliegenden Straßen bringen könnte.
Ebenso wie der Idee, zwei Zufahrten auf die A 66 zu realisieren – von der Lorscher Straße in Richtung Rödelheim, sowie von der Guerickestraße auf die Abbiegespur von der A 66 zur A 5 in Richtung Bad Homburg. Denn dem Vorschlag einer zusätzlichen Auffahrt auf die A 5 wurde bereits eine Absage erteilt. Leider.
Es ist bemerkenswert, wie engagiert sich der Ortsbeirat 7 im vergangenen Jahr mit dem drohenden Verkehrskollaps beschäftigte. Denn es herrschte Einigkeit, dass in diesem Punkt etwas passieren muss. Und zwar bevor der Logistikpark eröffnet und die Continental-Erweiterung vollzogen ist. Denn dann ist es wirklich zu spät. Die bereits jetzt schon verstopften Straßen werden noch voller werden, Autofahrer müssen noch mehr Geduld mitbringen.
Keine S-Bahn-Station
Denn der Umstieg auf den Öffentlichen Nahverkehr ist schwierig, sowohl die Gaugrafenstraße als auch die Guerickestraße können nur mit dem Bus erreicht werden. Und wo steht der, wenn es voll ist? Freilich auch im Stau. Trotzdem wurde die vom Ortsbeirat vorgeschlagene S-Bahn-Station abgelehnt.
Es geht jedoch noch kreativer: So verabschiedeten die Stadtteilpolitiker im Sommer einen CDU-Antrag, der eine neue Straßenbahnlinie für den Frankfurter Nordwesten forderte. Vom Nordwestzentrum bis zum Westbahnhof soll diese fahren und damit auch an der Guericke- und an der Gaugrafenstraße vorbeirollen. Antragsteller Thomas Rätzke weiß, dass ihn viele Menschen für diesen Vorschlag für verrückt erklären. „Das muss man aber manchmal sein, um gute Ideen zu entwickeln“, sagt er dazu nur. Und wissen Sie was? Da hat er vollkommen recht.
Artikel Frankfurter Neue Presse, vom 11.01.2019. Von Judith Dietermann
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