13.03.2020
Bagger rollen am Stockborn
Der Abriss des alten Schulungszentrums hat begonnen. Bis die ersten Mieter einziehen können, dauert es mindestens noch zwei Jahre.
Die Tage des alten Schulungszentrum Am Stockborn sind gezählt. Das Grundstück ist vollständig eingezäunt, Bagger schieben Erdmassen zusammen, in den Gebäuden hat die Entkernung begonnen. Dies alles sind notwendige Vorarbeiten bevor der Abriss des 13-stöckigen Hochhauses und der Nebengebäude erfolgen und die geplante Bebauung stattfinden kann. „Bis November 2020 wird es dauern bis wir mit dem Bau beginnen können“, sagt Michael Kuffler von der Bamac GmbH. Bis die ersten Mieter einziehen können, rechnet er noch mal mit zwei Jahren.
Seit 2004 steht das alte Schulungszentrum leer. Im September 2018 wurde eine Abrissgenehmigung erteilt und 32 von 41 Bäumen auf dem Grundstück gefällt. Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Investor, Einwänden des Ortsbeirates 8 und Gesprächen mit protestierenden Anwohnern wurde der Bebauungsplan für das Grundstück Am Stockborn 1-7 im Herbst 2019 rechtsgültig beschlossen. „Wir haben seit 2018 etliche Planungsvarianten erstellt und sind in vielen Punkten auf die Anliegen der Stadt und der Bewohner eingegangen“, sagt Kuffler. So sei ein schon bestehender Mietvertrag mit einem Discounter wieder aufgehoben worden und nur kleinere Gewerbeeinheiten vorgesehen.
Die geplanten Stadtvillen Am Oberfeld seien von vier auf drei reduziert worden. Der Bauriegel Am Stockborn wurde um zwei Meter zurückgesetzt und durch u-förmige Taschen, in denen große Bäume Platz finden, aufgelockert. Die Nachpflanzung für die gefällten Bäume solle zudem größer ausfallen als vorgesehen. „Die jetzige Planung ist auch besser“, gibt Kuffler freimütig zu. Konkret werden auf dem Erbpachtgrundstück 130 Miet- und Eigentumswohnungen entstehen, davon 30 Prozent als geförderter Wohnraum. Im Erdgeschoss sind fünf kleine Gewerbeeinheiten und ein Kindergarten geplant. In der Tiefgarage entstehen 156 Stellplätzen.
Im Vorfeld der aktuell begonnenen Abriss-Arbeiten hat eine Informationsveranstaltung mit den Anwohnern stattgefunden. Der alte Baukörper aus den 1970er-Jahren ist mit Asbest und anderen Giftstoffen belastet, ein Abriss unumgänglich. Die Bauherren Bamac und Wilma Wohnen Süd GmbH haben deshalb einen Gutachter beauftragt. „Er wird die Abrissarbeiten begleiten und überwachen“, sagt Kuffler. „Man ist auf die Sorgen der Anwohner eingegangen“, bestätigt Leif Harmsen. Der Geschäftsführer des Abbruchunternehmens Chantré sowie der Gutachter hätten einen detaillierten Ablaufplan vorgestellt. „Uns wurde versichert, dass mit qualifiziertem Personal und nach dem Abbruch- und Entsorgungskonzept vorgegangen wird.“ Auf 59 Seiten sind alle mit Schadstoffen belastete Bauteile detailliert aufgelistet und wie sie zu entsorgen sind. Für Harmsen und andere Anwohner, bleibt ein Punkt kritisch: Die Mineralwolle an der Hausfassade soll ohne Einhüllung zurückgebaut werden. Und versichern: „Niemand von uns ist gegen den Abbruch“.
„Die Anwohner können sich bei offenen Fragen an den Bauleiter vor Ort wenden“, sagt Kuffler. Weniger offen reagiert das beauftragte Abbruchunternehmen. Neben Mitarbeitern der Firma Chantré haben Arbeiter der Firma K&M Dienstleistungs-GmbH aus Offenbach mit der Entkernung der Gebäude begonnen. Ein Gespräch mit unserer Zeitung wurde ihnen sofort untersagt. Ein Gesprächskontakt mit dem Geschäftsführer wurde am Telefon kategorisch abgelehnt, ein Rückruf erfolgte trotz mehrfacher Anfragen nicht.
Artikel Frankfurter Rundschau, vom 12.03.2020. Von Pia Henderkes-Loeckle
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