06.07.2020
Das Neu-Mayland wird zur Galerie
Seit zehn Jahren bietet der Siedlerverein Künstlern eine Plattform an. Vier seiner Kunstwerke hat Karl-Heinz-Schadewald auf dem großen Tisch im Neu-Mayland, dem Pavillon des Siedlervereins Praunheim an der Ecke Ludwig-Landmann-Straße/Am Ebelfeld, nebeneinander gelegt.
In welcher Reihenfolge er sie an der großen Fensterfront des Eckhäuschens positionieren und dort aufhängen will, dass müsse er noch überlegen, sagt der 69-Jährige Künstler. Dann nimmt er eines der Bilder, legt es nach ganz rechts, schaut konzentriert, um dann die ursprüngliche Formation wiederherzustellen. "Nein, so ist es gut", sagt er dann zufrieden.
Vor drei Wochen hat Schadewald, der in der Schinkelstraße lebt, seine ersten Bilder im Neu-Mayland ausgestellt. Farbenfroh waren die Ölbilder auf Leinwand, rot, gelb und blau die dominierenden Farben. Die "Trilogie der Träume" nennt Karl-Heinz-Schadewald die drei Bilder, die eine Geschichte erzählen. Die Geschichte zweier Freundinnen, die sich aus den Augen verloren und dann wiedergefunden haben.
Bezug zur Siedlung ist erwünscht
"Ich male nur Frauen, die finde ich genialer als Männer", sagt Schadewald. Seine Frau habe das längst akzeptiert, ein Problem habe es damit noch nicht gegeben. Dann zeigt er auf das zweite Bild der Trilogie, die einsame am Strand stehende Frau trägt ein rotes Kleid. Der Hintern sei vielleicht ein bisschen dominant, sagt er. Was ihm viel mehr gefalle sei der sanfte Faltenwurf des Kleides. Es sind eben die Details, auf die Schadewald achtet.
Über Nachbarn habe er davon erfahren, dass Künstler aus der Siedlung oder mit einem engen Bezug zu dieser, die Möglichkeit haben im Neu-Mayland ihre Kunstwerke auszustellen. "Ich hatte das zwar schon öfters gesehen, dachte aber eher, dass es wirklich ausgewählte Künstler sind", sagt Karl-Heinz Schadewald. Das verneint Hartmut Preßler, Schatzmeister beim Siedlerverein. Man sei stets froh, wenn Künstler sich melden würden, auch aktuell sei man auf der Suche.
Mit dem damaligen Vorsitzenden Frank Illenberger kam Preßler vor einigen Jahren auf die Idee, das Neu-Mayland auch als Ausstellungsfläche zu nutzen. Seit dem Umbau der Front nach dem Steinwurf vor zweieinhalb Jahren eigneten sich die Räume noch besser. "Vor zehn Jahren haben wir begonnen, fast 30 verschiedene Ausstellungen hatten wir bereits. Wie die Bauhaus-Ausstellung im vergangenen Jahr", sagt Preßler. Zu sehen waren aber Werke ganz junger Künstler - wie die der Ebelfeld-Schüler. Erworben werden könnten die Werke über den Siedlerverein allerdings nicht, dafür müsse man sich an die Künstler wenden, fügt der Schatzmeister hinzu.
Rostobjekte als Kunstwerke
Karl-Heinz Schadewald hat sich derweil entschieden, in welcher Reihenfolge er seine Bilder hinter der Glasscheibe positionieren möchte. Die haben übrigens mit den bunten Vorgängern nichts zu tun. Farbe sucht man vergeblich, denn es handelt sich um sogenannte Rostobjekte. Auf Stahlplatten wird eine Eisen- oder Kupfergrundierung aufgebracht, es folgen die gewünschte Patina, Oxidationsmittel, die verschiedenen Objekte. "Das hier ist besonders wertvoll", sagt Schadewald und zeigt auf ein Eine-Mark-Stück. Seine Werke seien sowohl realistisch, wie auch abstrakt. Nein, festlegen wolle er sich da nicht, sagt der 69-Jährige, der in Berlin geboren wurde und mit elf Jahren nach Frankfurt kam.
Abstrakt ist auch das Bild, auf dem man Rost vergeblich sucht. Stattdessen findet man darauf Augen und Augäpfel sowie Streben aus Stahl. Den Splitter im Auge, angelehnt an ein Bibelzitat, soll es symbolisieren, sagt Schadewald. Den Blick auf seine Kunstwerke verwehren soll dieser freilich nicht - im Gegenteil.
Künstler gesucht
Wer Interesse hat, seine Werke im Neu-Mayland Ecke Ludwig-Landmann-Straße/Am Ebelfeld auszustellen, findet Informationen auf der Internetseite des Siedlervereins unter www.siedlerverein.de.
Artikel Frankfurter Neue Presse, vom 06.07.2020. Von Judith Dietermann
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