18.02.2005
Wie das Viertel lebenswert wird
Quartiersmanagerin Annette Püntmann sucht noch ein Büro in der Nordweststadt
Es ist ein einfaches Prinzip: Orte, denen man sich zugehörig fühlt, hegt und pflegt man, während Gegenstände und Plätze, für die niemand sich verantwortlich fühlt, oft auch entsprechend nachlässig behandelt werden. Annette Püntmann (50), die neue Quartiersmanagerin für die Nordweststadt, will diese Erkenntnis nutzen, um die Wohn- und Lebensbedingungen der Menschen in ihrem Quartier zu verbessern.
Vom Praunheimer Weg erstreckt sich das Gebiet, das 6542 Einwohner – rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung der Nordweststadt – zählt, entlang der Bernadottestraße bis zum Nordwestzentrum und schließt im Norden den Martin-Luther-King-Park mit ein. Während ursprünglich fast alle der überwiegend drei Zimmer großen Wohnungen des Quartiers öffentlich gefördert worden seien, beliefe sich die Zahl solcher vom Wohnungsamt zu belegenden Wohnungen derzeit auf 1199, so Annette Püntmann.
Bestimmte Viertel oder Straßenzüge mit dem Begriff «sozialer Brennpunkt» zu betiteln, davon hält Annette Püntmann, die zunächst Architektur und Städtebau, später in der Nordweststadt Sozialpädagogik studierte und 14 Jahre lang in der von der Diakonie getragenen Beratungsstelle für Frauen am Frankfurter Zoo arbeitete, nichts. Ziel des 1999 von der Stadt initiierten und mit jährlich 1,2 Millionen Euro geförderten Projektes «Soziale Stadt – neue Nachbarschaften» sei es vielmehr, durch eine Stärkung des sozialen Zusammenhaltes in Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf sowie durch die Sanierung des Baubestandes und des Wohnumfeldes die Wohn- und Lebenssituation der dortigen Bevölkerung zu verbessern. «Als Quartiersmanager wollen wir herausfinden, welche Ressourcen an Ort und Stelle vorhanden sind und sie zu nutzen. In Konfliktsituationen können wir vermitteln.» Dabei sei es wichtig, die Grundlagen für eine dauerhafte, von den Bewohnern des Quartiers selbst organisierte Konfliktbewältigung zu schaffen – denn die Laufzeit ist befristet.
Annette Püntmann, die noch auf der Suche nach einem Büro in ihrem Quartier ist, wird sich mindestens zwei Jahre lang, voraussichtlich länger, um die Geschicke des Viertels kümmern. «Ein Ziel meiner Arbeit ist es, dass Streitfälle künftig mit Hilfe von Schlichtern aus den Reihen der Bevölkerung beigelegt werden können», sagt die Familientherapeutin.
In der Nordweststadt lebe eine große Anzahl älterer Menschen, darunter erheblich mehr Frauen als Männer, die ihre Wohnungen in den 60er und 70er Jahren bezogen hätten. Gleichzeitig seien viele der früheren Bewohner des Quartiers, dessen Einwohnerzahl sinke, ausgezogen. In die leer stehenden Wohnungen wiederum seien in den vergangenen Jahren vor allem Bürger mit Migrationshintergrund gezogen. Einer Studie zufolge betrug die Zahl der Einwohner mit Migrationshintergrund 1987 rund 15 Prozent, während es heute 23 Prozent sind. «Die Bedürfnisse der Bewohner sind nicht deckungsgleich. Während etwa ältere Menschen, die nicht mehr erwerbstätig sind, in der Mittagszeit oft ein Nickerchen halten, wollen die Kinder in dieser Zeit draußen spielen.» Da seien Kompromisse gefragt.
Welche Wünsche und Bedürfnisse die Bewohner im einzelnen haben, und in welcher Weise sie bereit sind, sich in die Neugestaltung von Fassaden, Gärten oder Spielplätzen einzubringen, will das vom Diakonischen Werk getragene Quartiersmanagement der Nordweststadt mittels einer Umfrage herausfinden. Entsprechend den Ergebnissen sollen dann Projekte entwickelt und umgesetzt werden. Annette Püntmann hat außerdem Kontakt mit dem Psychosozialen Arbeitskreis Nordweststadt (PSAK), einem Zusammenschluss der Beratungsstellen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Schulen und sozialen Dienste des Stadtteiles, aufgenommen. Die Quartiersmanagerin legt überdies Wert darauf, dass auch die Kleinsten zu Wort kommen. Die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 8, Christiane Schubring (CDU), habe für Donnerstag, 3. März, eine Kinderanhörung organisiert.
In einem Punkt sieht Püntmann, die unter der Mobiltelefonnummer (01 75) 4 32 29 12 Vorschläge und Anregungen entgegennimmt, übrigens schon jetzt ein Problem. Die derzeitigen Quartiersgrenzen halte sie für wenig sinnvoll: «Die meisten Kirchen und viele der dem PSAK angehörigen Institutionen liegen außerhalb dieser Grenzen. Ich hätte sie gerne mit im Boot.» (jul)
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