14.07.2005
Erste Hilfe vor der Geburt
Im Krankenhaus Nordwest werden Risikoschwangerschaften mit neuer Methode betreut
Risikoschwangerschaften sind in der heutigen Zeit keine Seltenheit mehr. 23 Prozent der Frauen in Deutschland sind bereits über 35, wenn sie mit der Familienplanung beginnen. Da sie ihr ungeborenes Kind durch späte Schwangerschaften dabei einem erhöhtem Risiko durch eine Störung der Chromosomen aussetzen, sind pränatale Untersuchungen unabdingbar. Doch auch die bewährte Fruchtwasseruntersuchung, bei der mit einer dünnen Nadel die Fruchthöhle punktiert wird, um eine Chromosomenanalyse durchzuführen, ist nicht risikofrei. 0,5 bis ein Prozent der 150 000 (pro Jahr) im Mutterleib heranwachsenden Kinder stirbt in Deutschland bei diesem Prozedere. «Das sind 1500 gesunde Kinder zu viel, da gilt es anzusetzen», sagt Professor Eberhard Merz, Chefarzt der Frauenklinik im Krankenhaus Nordwest. Ältere Frauen würden einer Fruchtwasserpunktion (FWP) zudem sehr kritisch gegenüber stehen. Moderne pränatale Untersuchungen seien deshalb auch auf dem Vormarsch.
Das bereits seit vier Jahren erprobte Ersttrimesterscreening kommt ohne einen Eingriff in den Mutterleib aus, und ist daher ein nicht-invasives Verfahren, dass das ungeborene Kind schützt. Bei der Untersuchung zwischen der elften bis zur 14. Schwangerschaftswoche wird durch Ultraschall der Nacken des Fötus betrachtet, der eine echoarme Zone von nicht größer als 2,5 Millimeter aufweisen darf. Zusätzlich wird das Blut der Mutter auf zwei Biochemiemarken untersucht. «Dadurch können wir die Wahrscheinlichkeit einer Chromosomenstörung zu 95 Prozent bestimmen oder ausschließen», erklärt Chefarzt Merz. Die Akzeptanz für diese Untersuchungsmethode unter den Frauen sei sehr hoch. Chromosomenstörungen wie Down-Syndrom, Herzfehler oder Nierenfehlbildungen könnten durch die sanfte Methode mittels Ultraschall daher auch früher festgestellt werden. «Es geht uns nicht darum, Designerbabys zu erschaffen. Aber wir möchten der werdenden Mutter die Chance geben, sich auf die jeweilige Situation besser einzustellen.» Die Untersuchung sei eine hochkomplexe Aufgabe, die nur von «extrem gut ausgebildeten Ärzten» vorgenommen werden darf.
Trotz des Risikos einer späten Schwangerschaft, ist es die Mehrzahl junger Frauen, bei der Chromosomenschäden am ungeborenen Kind diagnostiziert werden. «Auch den jüngeren Frauen können wir die Fruchtwasseruntersuchung ersparen, denn die Ultraschallmethode wird natürlich auch bei ihnen angewandt», sagt Professor Merz.
Einziger Wermutstropfen – die Untersuchung wird nicht von der Kasse bezahlt. Zwischen 100 und 250 Euro kostet das Ersttrimesterscreening in den Krankenhäusern der Frankfurter Klinikallianz, der die Uniklinik, die Städtischen Kliniken in Höchst, das Krankenhaus Nordwest und das Hospital zum heiligen Geist angehören. Seit rund fünf Jahren arbeiten die vier Kliniken in Sachen pränatale Diagnostik eng zusammen. «Wichtig ist, dass wir schwangeren Frauen so früh wie möglich eine optimale Risikoabschätzung bieten können», sagt Professor Merz. «Und dass wir ihnen vom Tag der Befruchtung bis zur Entbindung beratend zur Seite stehen können.» (rik)
Weitere Infos zur pränatalen Diagnostik und zum Ersttrimesterscreening unter www.fmf-deutschland.info im Internet.
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