04.08.2005
Wachdienst sorgt für Sicherheit
In der Siedlung Heinrich-Lübke-Straße sind Streifen rund um die Uhr unterwegs
Nach Übergriffen und Beschimpfungen von Jugendlichen in Richtung Bewohner in der Siedlung Heinrich-Lübke-Straße hat jetzt die ABG Holding als Eigentümerin reagiert. Seit zehn Tagen läuft ein Wachdienst mit Hunden 24 Stunden lang Streife.
Die Grünen im Ortsbeirat 7 (Hausen, Rödelheim, Praunheim, Westhausen, Industriehof) sehen den Einsatz mit gemischten Gefühlen. «Wir sind der Meinung, dass hier Jugendsozialarbeit vor Ort intervenieren sollte. Ein Sicherheitsdienst wird nicht die Probleme lösen», warnt Hans-Peter Jourdan, Sprecher der Grünen im Ortsbezirk 7. Seine Partei fordert die Stadt dagegen auf, Räumlichkeiten für eine Jugendsozialarbeit in der Siedlung zu suchen, um eine regelmäßige Beratung für eine auffällige Clique von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu installieren.
Frank Junker, Geschäftsführer der ABG Holding, verteidigt den Einsatz eines Sicherheitsdienstes. «Wir mussten reagieren. In jüngster Vergangenheit haben die Beschwerden von Anwohnern stark zugenommen. Wir können die Mieter nicht alleine lassen mit ihren Problemen.» In enger Zusammenarbeit mit der Polizei, die auf die ABG zugekommen sei, wolle man jetzt wieder Herr der Lage werden. «Allein mit polizeilichen oder mieterrechtlichen Maßnahmen geht es aber nicht», unterstützt Junker die Forderung der Grünen. «Aber das können wir nicht leisten, da muss die Stadt einschreiten.»
Die ABG versuche daher auf mehreren Ebenen einzugreifen. «Erst einmal zeigen wir mit dem Wachdienst, dass wir die Sorgen unserer Mieter ernst nehmen. Einige Anwohner hatten bereits mit Mietkürzungen gedroht. Da hatten wir allerdings schon die ersten Maßnahmen eingeleitet.» Als eine weitere Maßnahme habe die Wohnungsgesellschaft das Sozial- und Jugendamt eingeschaltet und erste Gespräche zur Lösung der Probleme geführt. Und als dritte Ebene soll das Wohnungsamt ein neues Konzept vorlegen. Denn hier handele es sich um Sozialwohnungen, auf die bei der Belegung nur das Wohnungsamt Einfluss habe. «Das kann so nicht weitergehen», fordert Junker ein Umdenken bei der Belegungspraxis.
Bei der Gruppe, die Anwohner belästigen, handelt es sich laut Junker ausschließlich um Bewohner der Siedlung. «Da sind schon ein paar harte Burschen dabei.» Der ABG seien sie bereits bekannt. Daher wurden die Eltern angeschrieben und mit Konsequenzen gedroht, falls ihr Nachwuchs weiterhin auffällig bleibe. «Das geht bis zu fristlosen Kündigungen», sagt der ABG-Geschäftsführer.
Einen ersten Erfolg konnt der Wachdienst bereits verbuchen. Ein Handtaschendiebstahl wurde schnell aufgeklärt. Nach einer Täterbeschreibung machten die Männer des Wachdienstes den Übeltäter ausfindig und übergaben ihn der Polizei. «Das wird sich herumsprechen», hofft Frank Junker auf einen positiven Effekt. Zudem könne «damit das Sicherheitsgefühl der Bewohner verbessert werden». Die Polizei nimmt er dabei in Schutz. Sie könne nicht wie der Wachdienst 24 Stunden die Siedlung kontrollieren. Daher mache die jetzige Zusammenarbeit auch einen Sinn.
Doch wie gesagt, das eigentliche Problem mit den jungen Heranwachsenden werde so nicht gelöst. Das weiß auch das Jugend- und Sozialamt der Stadt. «Wir kennen das Problem und arbeiten bereits daran», sagt die stellvertretende Leiterin des Amtes, Inge Köhler. Einzelheiten könne sie aber noch nicht mitteilen. «Wir haben zwar bereits viele Gespräche geführt, aber es sind auch noch zahlreiche Fragen offen.» So sei noch nicht geklärt, was die Jugendlichen «für Bedürfnisse haben». Handele es sich um Heranwachsende, die keine Lehrstellen finden oder überwiegend noch Schulpflichtige? «Da stehen noch einige Gespräche aus.» Erst dann können Konzepte entwickelt werden.
Die Bewohner der Siedlung können zumindest einmal aufatmen. Kurzfristig scheint mit dem Wachdienst die Lage beruhigt zu sein, und an der langfristigen Lösung arbeiten ABG Holding und die betroffenen Ämter ebenfalls mit Hochdruck.
Von Sören Rabe
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