19.09.2005
Zum Ehemaligen-Treffen kehrt der Handkuss zurück
Chorleiterin Fleischhammer dirigiert zackig wie eh und je, Konrektor a. D. Thomsen lässt den Handkuss sprechen und Sportlegende Fechter stürmt im Laufschritt durch die Halle. Alles schon mal gesehen. Von Simone Wagenhaus
Bei den einen liegt das erst wenige Jahre zurück, bei den anderen Jahrzehnte. Rund 3000 ehemalige Schüler und Lehrer waren in ihre alte Schule gekommen. Ins Liebiggymnasium, das heuer sein 150. Jubiläum feiert. Beim Ehemaligen-Treffen kamen sie generationenübergreifend zusammen. Vom längst ergrauten Abiturienten des Jahrgangs ’48 bis zu den jungen Wilden der Abschlussklasse ’05, pensionierte und lehrende Pädagogen. Am Samstag waren sie alle vertreten.
Umarmungen, Küsse, Wiedersehensfreude. Gemurmel überzieht die Pausenhalle. Hie und da dringt Lachen aus den Grüppchen, die sich aus den Menschenmassen gebildet haben. Weißt du noch. . . – mit den Worten beginnt mancher Satz. Klassenfahrten, Skifreizeiten, Ausflüge, Partys, Lehrer, Schüler, Anekdoten – die Themen gehen nicht aus. Die Ereignisse sind greifbar. Als sei es erst gestern gewesen, dass sie hier als Schüler standen.
«Um 18 Uhr waren die 1000 Namenschilder, die wir besorgt hatten, weg», sagt Karl-Heinz Fechter, der das Ehemaligen-Treffen gemeinsam mit Cora Lüdde, Dagmar Wetter, Wolfgang Hof, Roland Götz und Knut Thomsen organisiert hat. «Ich schätze, dass über den Tag verteilt 3000 Leute da waren.» Eine stolze Zahl, die aber auch für lange Wartezeiten am Getränke- und am Essenstand und damit für den Unmut der Gäste sorgte. «Wer meckert, ist selbst schuld. Wir hatten bei der Einladung um Rückmeldung gebeten, aber nur 200 haben zugesagt. Es ist ärgerlich, wenn sich die Leute nicht an gewisse Gepflogenheiten halten», sagt Fechter. Der Sport- und Englischlehrer hat übrigens 1964 sein Abitur auf dem Liebig gemacht. «Es hat mich besonders gefreut, dass auch fünf meiner Klassenkameraden da waren. Wir sind uns nach 41 Jahren in die Arme gefallen, das war schon bewegend.»
Als habe er nie aufgehört zu existieren, kommt auch der Ehemaligen-Chor zusammen. 37 Sänger – unter Leitung von Margitta Fleischhammer. Sie ist gerührt, hat gleichsam das Kommando. Wer schwätzt, bekommt einen Anpfiff. Wer zu spät zur Probe kommt auch. Und wer, wie der Sopran, ständig zu laut singt, wird ermahnt. Nach dreieinhalb Stunden Probe der erste Auftritt in der vollbesetzten Aula. Frau Fleischhammer gibt den Takt an, ihr Mann Ralf am Klavier und der Chor setzen ein – «Zigeunerleben», «Abschied vom Walde», «Ave Verum». . . Donnernder Applaus ist der Lohn. Wie in alten Zeiten. Nur die Zugabe fehlt.
Werner Kexel, vor drei Jahren als Direktor an die Liebigschule zurückgekehrt, ist überwältigt, wie viele den Weg in die Kollwitzstraße gefunden haben. «Das Ehemaligen-Treffen ist eine großartige Sache.» Klar, dass es eine Fortsetzung geben wird. Der Termin für die nächste jahrgangsübergreifende Zusammenkunft im Liebiggymnasium steht bereits. Sie ist am dritten Samstag im September 2010.
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