02.01.2006
Streetworker beruhigen das Viertel Brennpunkt Lübke-Siedlung
Vor acht Wochen nahmen Jochen Wöhle und Oliver Reusswig ihre Arbeit als Streetworker in der Heinrich-Lübke-Siedlung auf.
Sie wollen den Jugendlichen aus den umliegenden Häusern wieder Perspektiven aufzeigen. In den vergangenen Monaten war der Streit zwischen den 16- bis 20-Jährigen mit den älteren Anwohnern eskaliert. Demnächst sollen die beiden Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Unterstützung bekommen. Denn der Stadtteilarbeitskreis trifft sich im Januar zu seiner ersten Sitzung.
Noch ist alles recht provisorisch im neuen Beratungsbüro in der Heinrich-Lübke-Straße 15. Das Inventar stammt aus privaten Beständen. Telefon, PC und Vernetzung fehlen noch immer. «Wir müssen über unsere privaten Handys kommunizieren», sagt Jochen Wöhle. Für die Erstausstattung des Büros wollte das Jugend- und Sozialamt sorgen, das auch für die Miete aufkommt. «Bisher haben wir aber noch kein Geld bekommen.»
Brigitte Henzel, die beim Amt für die Zuwendungen an Träger zuständig ist, sagt dagegen, dass die Auflistung der notwendigen Materialien am 9. Dezember eingegangen sei. «Der Awo müsste mittlerweile die Anweisung vorliegen», spielt sie den Ball zurück an den Träger der Streetworkarbeit. «Wir sind diesmal in allem verblüffend schnell gewesen.» Auch mit den weiteren Schritten. Der Stadtteilarbeitskreis, der alle relevanten Institutionen im Stadtteil an einen Tisch holt, wurde vom Jugend- und Sozialamt initiiert. «Fürs Erste hat die Ebelfeldschule die Federführung übernommen», freut sich Brigitte Henzel über die Unterstützung der Schule.
Auch Jochen Wöhle ist zufrieden, dass es im Stadtteil vorangeht. «Der Stadtteilarbeitskreis ist gut und wichtig.» Zumal so etwas, was in anderen Stadtteilen schon seit längerem läuft, endlich auch in der Heinrich-Lübke-Siedlung umgesetzt wird. Denn das Kleine Zentrum mit dem Wohngebiet sei vom Rest Praunheims getrennt.
Im Kern handele es sich bei den Jugendlichen um zehn 16- bis 20-Jährige. Teilweise sind sie den beiden Streetworkern durch ihre Arbeit in Hausen bereits bekannt, wo Wöhler und Reusswig den Jugendtreff leiten und Jugendberatungen abhalten. «Lediglich zwei von ihnen waren uns völlig unbekannt.» Zuerst müsse Vertrauen aufgebaut werden. Aus ihren langjährigen Erfahrungen wissen die Streetworker, dass dies schon einmal ein Jahr dauern kann. «Entscheidend werden die Monate im Frühjahr und Sommer sein», sagt Wöhle. Denn zurzeit sei es durch die Witterungsverhältnisse naturgemäß ruhiger geworden.
Mit dazu beigetragen hat allerdings auch der Einsatz eines privaten Wachdienstes, der 24 Stunden am Tag durch die Siedlung läuft, und von der ABG Holding als Vermieterin nach heftigen Protesten der Bewohner eingesetzt wurde. Das habe nach Einschätzung von Wöhle auch die Drogenszene vertrieben, die sich ebenfalls dort eingerichtet hatte. Wenn jedoch der Wachdienst wieder eingestellt werde, befürchtet der Streetworker eine Rückkehr. Schon jetzt würde der Wachdienst nur noch eingeschränkt tätig sein.
ABG-Geschäftsführer Frank Junker bestätigt, dass der Sicherheitsdienst um die Hälfte zurückgefahren wurde. «Wir haben die Doppelstreifen auf eine reduziert. Eine Einstellung planen wir jedoch nicht.» Junker bewertet den bisherigen Einsatz als vollen Erfolg. «Unsere Maßnahmen haben gegriffen, das bestätigt auch die Polizei.»
Diesen Trend für die Heinrich-Lübke-Siedlung wollen die Streetworker fortsetzen. «Von den Anwohnern gibt’s positiven Zuspruch, die freuen sich, dass wir ein Beratungsbüro eingerichtet haben», sagt Jochen Wöhle. Nur leider hätten alle viel zu spät reagiert. Erst als die Situation eskalierte und die Bewohner mit Mietminderungen drohten, sei etwas getan worden. Ohne die beiden Streetworker hätte es aber wahrscheinlich nicht geklappt. Denn sie bieten eine fast kostenneutrale Lösung für die Stadt an. Wöhle und Reusswig haben die Beratungszeiten in Hausen eingeschränkt und stecken noch etwas Freizeit in die Arbeit in Praunheim hinein, um den Jugendlichen zu helfen.
Das Jugendberatungsbüro in der Heinrich-Lübke-Straße 15 ist mittwochs, donnerstags und freitags von 14 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Von Sören Rabe
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