18.09.2006
Lübke-Siedlung beim Feiern vereint
Wo gestern noch die Parkanlage in der Heinrich-Lübke-Siedlung als sozialer Brennpunkt galt, kamen jetzt beim ersten Siedlungsfest die Anwohner zusammen.
Immer wieder war über Übergriffe an Bürgern oder Bedrohung von Kindern berichtet worden. „Doch das hat sich im vergangenen Jahr mehr und mehr gelegt“, sagt Christiane Wieler, Rektorin der benachbarten Ebelfeldschule.
Mit privatem Wachdienst und Streetworkern der Arbeiterwohlfahrt (Awo) wurde es seit Sommer 2005 ruhiger in Praunheims Wohngegend. „Es hat aber vermutlich nur eine Verlagerung des Problems stattgefunden.“ Marina Kroll, vom Kinder- und Jugendbüro der Wicherngemeinde, schlägt vor „das Problem konstruktiv anzugehen“. Deswegen haben diese und andere Jugend- und Sozialeinrichtungen des Viertels im Stadtteilarbeitskreis das erste Siedlungsfest ins Leben gerufen. „An dieser Stelle soll auch einmal etwas Schönes erlebt werden“, lautet der Wunsch.
Zusammen mit der Awo, der Kindertagesstätte 16 und der ABG Frankfurt Holding haben die Wicherngemeinde und die Ebelfeldschule einen Festtag auf die Beine gestellt. Die Jüngsten konnten an den Ständen der Grundschule basteln, andere beim Fallschirmspiel ihre Koordination und Schnelligkeit beweisen. Natürlich wurden auch die Eltern nicht vernachlässigt: Mit Konzerten von „Peter Feil experience“, „Milan“ und Rock- und Popsounds der „Desperado Band“ konnten sie vor der Bühne feiern. Beim Lichterzug am Abend, bei dem Kinder mit Leuchtstäben und Fackeln das Festgelände erhellten, wurde klar: Der Funke ist auf die Menschen übergesprungen.
Ein Ereignis, das an diesem Ort Schule machen soll. So lautet der Wunsch des Arbeitskreises und der Festbesucher. Innerhalb ihrer fast einjährigen Tätigkeit ist dies nicht das erste Engagement, aber das bislang umfassendste. Ohne eine großzügige private Spende wäre das Fest gar nicht zustande gekommen, lassen die Organisatoren wissen. Die Wohnungsbaugesellschaft AGB-Holding finanzierte alle Maßnahmen, die für die Infrastruktur erforderlich waren wie die Bühne, Sanitäreinrichtungen oder Werbung. Die Neuauflage des Festes hängt von dem Geld ab, das der Arbeitskreis zur Verfügung gestellt bekommt.
Pädagogin Marina Kroll wünscht sich mehr Unterstützung von der Politik: „Von nun an sind die Stadt und Politiker in der Verantwortung.“ Das erste Siedlungsfest war ein Schritt in die richtige Richtung, um die Anwohner einander näher zu bringen. Mit mehr als 300 Besuchern sei es ein erfolgversprechendes erstes Mal gewesen.
Die Eltern der Wohnsiedlung sind begeistert von dem neuen Ansatz. „Ein solches Fest ist schön und nötig hier“, sagt Figan Demir. Sie traut sich nicht, ihre fünfjährige Tochter allein auf den Spielplatz zu schicken, „denn es ist eine schwierige und gefährliche Gegend.“ Deswegen sei es auch Zeit gewesen, dass endlich etwas passiere.
Beim Fest wurde wieder deutlich: Der Schwerpunkt muss auf den Heranwachsenden liegen. Zum einen sind sie die Leidtragenden, zum anderen aber meist auch die Täter. „Mit den Streetworkern, die seit einem Jahr stationiert sind, hat sich Einiges getan“, sagt Klaus-Dieter Reuninger, Kinder- und Jugendbeauftragte des Kinderbüros in Praunheim und Westhausen. Doch er genauso wie Schulleiterin Wieler wissen: „Es müssen mehr Räume für Jugendliche her.“
Klaus-Dieter Reuninger beschäftigt sich in seinem Amt seit über neun Jahren mit dem Thema. „Es muss aber auch etwas für die Jüngeren im Grundschulalter gemacht werden.“
Zu diesem Zweck nahm er beim Siedlungsfest einen Wünsche- und Kummerkasten in Betrieb, der künftig an der Ebefeldschule hängen soll. „Da können dann Kinder all ihre Anliegen mitteilen.“ Denn meist funktioniere die Kommunikation über die Eltern nicht. „Sie haben nicht immer die gleichen Vorstellungen wie ihr Nachwuchs.“ Der müsse aber unbedingt gehört werden. (mer)
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