11.10.2006
120. Geburtstag: Wie Luckhard sein Frankfurt sah
Die älteren Praunheimer können sich vielleicht noch an die Praunheimer Mühle erinnern. Der Maler Karl Luckhardt hat sie für die Nachwelt festgehalten. Heute wäre der Künstler 120 Jahre alt geworden.
In seinen Bildern feiert das alte Frankfurt Wiederauferstehung. Dort, wo heute Häuser und Straßen langführen, entdeckte der Praunheimer Anfang des 20. Jahrhunderts idyllische Plätze, die er in seinen Zeichnungen, Radierungen und Gemälden verewigte. Er selbst bedauerte den Verlust der bäuerlichen Landschaft. „Mei Motive gibt’s halt nimmer“, sagte er an seinem 80. Geburtstag. Besonders die ländliche Arbeit, Bauern, Pferde, Kühe und Schafe waren seine Motive, die er mit Landschaften aus Oberhessen, dem Taunus und dem Frankenland mit seine alten Türmen und Mauern in eine schöne Harmonie zu bringen wusste, hatten es ihm seit früher Kindheit angetan. War er doch in Alt-Praunheim aufgewachsen, wo nahe dem elterlichen Haus die schweren Fuhrwerke von Oberursel kommend ihre Pferde ausspannten.
Seine Lehre absolvierte Karl Luckhardt, der am 11. Oktober 1886 in Praunheim geboren wurde, in der Donndorfer Anstalt an der Bockenheimer Warte, wo er zum Lithografen ausgebildet wurde. Doch Lehrherr und Gesellen erkannten bald, dass der junge Mann zu mehr taugte. Sie überredeten den Vater, seinen begabten Sohn ins Städel zu schicken. Mit 21 Jahren nahm er das Studium als Kunstmaler und Radierer bei Emil Gies am Städel auf. Schon nach drei Jahren erhielt er den Ehrenpreis als Meisterschüler des Städels mit der Verpflichtung, einmal jährlich das Geschaffene auszustellen.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918), an dem er teilnehmen musste, begann er ein Galeriestudium in München. 1919 wurden Radierungen des 33-Jährigen vom Kupferstichkabinett der Neuen Pinakothek angekauft. Darauf folgten die Jahre als freier Kunstmaler. In der Eckenheimer Landstraße machte er sich selbstständig. 1932 zog er ins eigene Haus in der Oberlindau.
Die gemütvollen Darstellungen der Heimat waren beim Publikum äußerst beliebt, trugen jedoch auch zur Geringschätzung der Fachwelt bei. Erst eine Retrospektive zum 100. Geburtstag des Malers ind er Galerie der Frankfurter Sparkasse machte wieder auf ihn aufmerksam. Die bisher letzte Ausstellung von Bildern Karl Luckhardts organisierten die „Freunde Frankfurts“ im März 2003 in Sachsenhausen.
Bis wenige Tage vor seinem Tod im 84. Lebensjahr am 21. September 1970 gönnte sich der Meister keine Ruhe und arbeitete. Die Frankfurter Neue Presse schrieb zu seinem Tod: „... ein Stück traditioneller Frankfurter Malerei ist zu Ende gegangen; das nämlich, das mit sicherer Beharrlichkeit und Treue die Motive aufgesucht und künstlerisch erhalten hat, die einmal den landschaftlichen Hintergrund dieser Stadt dargestellt haben.“ (sö)
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