20.10.2006
Wenn der Acker ins Haus kommt
Bei starkem Regen wird die Hilferding-Straße von einer Schlammwelle überschwemmt
Praunheim. Dicke Schlammmassen strömen den Hang hinunter, ergießen sich auf Straßen, in Gärten, finden ihren Weg in Keller, Flure und sogar Wohnzimmer. Das ist kein Szenario aus den Fernsehnachrichten, sondern aus Praunheim.
Am Monatsanfang war das Unheil über die Bewohner in der Rudolf-Hilferding-Straße hereingebrochen. Bei einem kräftigen Gewitterguss strömte das Wasser von den höher gelegenen Äckern in die kleine Straße, trug Schlamm und Stroh mit. Im Wendehammer kam der reißende Bach nicht weiter, der Schlamm ergoß sich auf die Grundstücke, drang in Keller und Hausflure. „Wir hatten den Schlamm in der Garage und unter der Haustür, in den Keller kam der Schmutz durch den Schacht für die Fernheizungsrohre“, erzählt Helga Roth (65) aus dem Haus Nummer 65. Wochenlang habe sie geputzt, um alles wieder sauber zu kriegen. Auch FES und die Feuerwehr seien ein ganzes Wochenende lang beschäftigt gewesen, um die Wege und Keller wieder zu reinigen.
Für die Anwohner war es nicht das erste Mal, dass ihnen der Schlamm in die Häuser rückte. „Das passiert nicht so oft, aber dann jedes Mal richtig. 1994 war das letzte Mal. Als der Acker das erste Mal runtergespült wurde, mussten wir hinterher unsere ganze Wohnung trocknen lassen. Da waren Bücher aus dem Wohnzimmer bis in den Garten geschwemmt worden“, erzählt Helga Roth.
Grund für diese Überschwemmung ist ein fehlender Graben. Beim Bau der Nordweststadt wurde ein Ablaufgraben, der direkt zum Steinbach führte, zugeschüttet. Seitdem sucht sich das Wasser seinen Weg durch die Hilferding-Straße. Doch im Wendehammer kommt es nicht weiter. Der Gehweg dahinter ist zu hoch, deshalb kann es nicht ungestört Richtung Steinbach strömen. Und die Känale können es nicht aufnehmen, da der Regenfluss so viel Stroh und Schlamm mit sich führt, dass die Gullis schnell verstopft sind.
Jetzt, nach dem letzten Schlammeinbruch, nimmt sich auch die Stadtentwässerung des Themas an. Die Bewohner aus der Hilferding-Straße haben sie um Hilfe gebeten. „Denn auch, wenn das nicht oft passiert. Wir haben das jetzt drei Mal erlebt. Das kostet uns jedes Mal Wochen, um alles aufzuräumen, und auf den Kosten bleiben wir auch sitzen, da zahlt keine Versicherung“, so die Rentnerin.
Die Stadtentwässerung will nun helfen. „Wir prüfen, was man da tun kann“, versicherte Holger Krier von der Stadtentwässerung. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Entweder, man lege ein Rohr oder eine Rinne, so dass das Wasser aus dem Wendehammer weiter in Richtung Äcker und Steinbach fließen könne. Oder es werde ein neuer Graben an den Äckern entlang ausgehoben, der dann direkt in den Steinbach führt. „Wir werden den Anwohnern in den nächsten drei, vier Wochen sagen können, was wir für machbar halten.“ Zuvor müssten noch einige Fragen geklärt werden. Etwa, ob für einen neuen Graben Grund und Boden angekauft werden müsste, oder ob im Wendehammer noch genug Platz für eine Rinne oder ein Rohr ist. „Aber es wird auf jeden Fall etwas passieren.“ (ing)
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