15.01.2007
Neue Galerie: In Praunheim blühen schon die Kirschen
Mal feine schwarze Striche, die in ein leichtes Grau überfließen. Dann wieder deutliche Linien, die sich auf Reispapier und Seide als Lotusblüten oder Bambus zeigen – erste Eindrücke aus der Galerie Knoetzmann in Praunheim.
Dort hat fernöstliche Kunst ein zu Hause in Frankfurt gefunden. Im Zentrum der Arbeit von Galerist Carsten-Ingo Knoetzke und Künstlerin Renalisa Bergmann steht die traditionelle japanische Sumi-e-Kunst – dies bedeutet wörtlich Tusche-Bild und steht für die kunstvollen, schwarz auf weiß gehaltenen Malereien. Meist haben sie die Natur wie zum Beispiel die japanischen Kirschblüten zum Thema.
Die beiden Fernostliebhaber, die nicht nur geschäftlich, sondern auch privat ein Paar sind, fassten im vergangenen Jahr den Entschluss eine solche Ausstellungs- und Verkaufsfläche zu eröffnen. Die Wahl-Praunheimer hörten sich in ihrem Stadtteil um. Und fanden binnen kürzester Zeit den Raum in Alt-Praunheim 57. Er übernahm die kaufmännische Angelegenheit, sie kümmerte sich um die Kunst. Kennen gelernt haben sie sich bei den regelmäßigen Treffen der Deutsch-Japanischen Gesellschaft. Renalisa Bergmann interessierte sich schon immer für die Kultur des Landes, Knoetzke hingegen hatte Anfangs mehr geschäftliche Verbindung nach Asien. Der Geschäftsmann arbeitet in der chemischen Industrie als Berater und hat viele Kunden in Fernost. Doch die Menschen und das Land fern ab von der Handelswelt habe er erst vergangenes Jahr bei seiner Reise nach China kennengelernt: „Diesmal hatte ich keinen Schlips an und war zum ersten Mal als Privatmann dort.“
Künstlerin Bergmann hatte schon 1996 das Sumi-e für sich entdeckt: „Vermutlich war ich in meinem vorherigen Leben eine Asiatin“, sagt sie. Denn nach ihren ersten Kontakten mit der Maltechnik sei die gelernte Industriekauffrau im Bann von Japan, aber auch China gewesen. Sie erlernte von Sybille Schnabel die Technik mit Tusche auf Reispapier oder Wildseide zu malen. Binnen zehn Jahren wurde es zu einer ihrer wichtigsten Freizeitbeschäftigungen.
Die Werke von Lehrerin Schnabel bilden gemeinsam mit den Arbeiten von Frau Bergmann die erste Ausstellung in der neuen Galerie. „Die Technik, mit der wir arbeiten, ist das Original aus Japan“, erklärt die Schülerin. Sybille Schnabel erlernte die Kunst in Asien. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie 25 Jahre in dem Land gelebt. Dort studierte sie bei renommierten japanischen Sumi-e-Gelehrten.
Die 1000 Jahre alte Art der Malerei kam ursprünglich durch die buddhistischen Mönche von China nach Japan. „Jedoch wurde sie dort reduzierter gearbeitet“, sagt Renalisa Bergmann. Es seien nicht mehr die bunten Farben und die detailreichen Bilder der Chinesen gewesen – etwas Neues entstand. Eine Kunst, die auch als Grundlage für Zen-Meditation dient.
Diese exotische Kultur möchte das Paar mit ihrer Galerie auch in Deutschland populärer machen. „Es ist wahrscheinlich die einzige Galerie, die Sumi-e ausstellt“, sagt Galerist Knoetzke. Der Raum soll aber nicht nur Fläche für Bilder und deren Verkauf sein. Es sind auch regelmäßige Lesungen zu Fernost geplant. Außerdem organisiert Malerin Sybille Schnabel Technikpräsentationen, bei denen die Zeichenhandgriffe gezeigt werden.
Die nächste Lesung ist am 25. Januar, ab 18 Uhr geplant. Horst W. Schnabel liest aus „Japan erzählt“. Öffnungszeiten in Alt-Praunheim 57 sind montags bis samstags von 15 bis 18 Uhr. (mer)
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