28.02.2007
Wie eine Straße zugeparkt wird
Ernst May war unbestritten ein Visionär. Der Frankfurter Stadtbaurat erschuf in der kurzen Zeit von 1925 bis 1930 in Frankfurt im Rahmen eines umfangreichen Siedlungs-Bauprogramms rund 15 000 Wohnungen. Von Sören Rabe
Was May damals allerdings noch nicht ahnen konnte, waren die ungeheuren Massen an Autos, die jetzt Stellflächen in den Straßen benötigen. Parkplätze oder Garagen waren in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts noch kein Thema.
Die Familie Schlad im Damaschkeanger 129 klagt, dass sie sich kaum noch traue, zum Einkaufen mit dem Auto zu fahren. Denn anschließend sei der Parkplatz mit Sicherheit weg. Die schweren Taschen müssten dann von der Heerstraße, wo das Auto notgedrungen abgestellt werden müsste, bis zum eigenen Haus getragen werden. Daher hatten sie gehofft, dass mit einem Bewohnerparken der Fall geregelt sei.
Doch die Siedlung Praunheim wird auch langfristig kaum in den Genuss des Programms kommen. „Das Gebiet ist kein Thema bei uns“, sagt Thomas Reinecker, Sachgebietsleiter bei der Straßenverkehrsbehörde. Zurzeit würden 32 Zonen mit Bewohnerparken bestehen. „Es macht keinen Sinn, weitere Gebiete einzuführen, wenn nicht regelmäßig kontrolliert wird.“ Bisher sei aus Personalgründen auf eine Ausweitung verzichtet worden. 2006 wurden erstmals private Firmen für die Kontrollen eingesetzt worden. Mit Erfolg, so dass Chancen für Straßen mit einem hohen Parkdruck bestünden. Die Stadtverordnetenversammlung habe bereits eine Liste erstellt, „die noch ausgewertet werden muss“. Denn zum Teil stammen die Anregungen noch aus den 90er Jahren. Praunheim gehört definitiv nicht dazu. Ohnehin würde eine derartige Zone für die Siedlung kaum Vorteile bringen. Denn das Problem ist vor allem, dass es zu wenige Stellplätze gibt, um zwei oder drei Autos pro Familie unterzubringen. „Mit dem Bewohnerparken können auch zwei oder drei Ausweise pro Familie ausgestellt werden“, sagt Reinecker.
Der Vorsitzende des Siedlervereins, Lothar Weidmann, weiß um die Problematik. Er selbst kommt aus dem Nordend, und „dort ist die Lage noch viel extremer“. Seit 13 Jahren wohne er mit seiner Familie nun in der Siedlung. In dieser Zeit hätte sich die Parplatznot allerdings verstärkt. Gerade im Damaschkeanger sei es besonders eng. Eine Idee sei, die großzügig angelegten Grünstreifen vor den Häusern etwas zurückzunehmen. „Dann könnten Schrägparkplätze eingerichtet werden. Das würde den Parkdruck ein wenig lindern.“ Dies sei aber bisher nur eine Überlegung.
Lothar Weidmann befürchtet jedoch, dass sich die Situation in den kommenden Jahren eher noch verschärfen werde. „Schon heute parken hier Leute aus der Lübke-Siedlung oder diejenigen, die zur U-Bahn wollen. Wenn das Gewerbegebiet an der Heerstraße erweitert wird, bekommen wir weitere Dauerparker.“
zurück
|