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30.05.2007

Frankfurt. Auf 18 Kilometern s...

Auf 18 Kilometern schlängelt sich die Nidda durch Frankfurt.
Von Thomas J. Schmidt

Schlängeln? Über weite Strecken liegt der Fluss in einem Betonbett eingezwängt. Kerzengerade läuft er durch die Stadt. Vor der großen Begradigung in den 20er und den 60er Jahren mäanderte die Nidda mehr als 24 Kilometer weit durch Frankfurter Stadtgebiet.

Das soll sich ändern. Die Stadtentwässerung Frankfurt, die anderen Nidda-Kommunen und Umweltschützer wollen den Fluss der Natur zurückgeben. Die Wehre sollen für Fische und andere Lebewesen durchgängig werden. Das kann geschehen, indem alte Wasserarme wieder in Betrieb genommen werden, die um die Wehre herum führen. „So kommt den Fischen immer Strömung entgegen, wenn sie zu ihren Laichplätzen am Oberlauf schwimmen“, sagt Richard Schmidt, beim BUND zuständig für die Nidda. Wehre sind für Fische fast unpassierbar.

Zudem sollen mindestens zwei der sechs Wehre abgerissen und durch „raue Rampen“ ersetzt werden. Eine raue Rampe ist ein Hindernis aus Steinen im Flusslauf. Das Wasser staut sich oberhalb, bis der Pegel die Kante übersteigt. Das Wasser läuft dann über die Steine ab. Die Angst der Anwohner: „Es gibt keine Garantie, dass sich der Grundwasserspiegel nicht ändert. Es gibt keine Garantie, dass die Keller bei Hochwasser nicht voll laufen“, kritisiert Ludwig Ockler, Sprecher der Hausbesitzer in Nieds Straße „Mittlerer Sand“ – in unmittelbarer Nachbarscahft also zum Höchster Wehr, das als erstes beseitigt werden soll.

Baudezernent Franz Zimmermann und Wasserbauingenieur Holger Krier von der Stadtentwässerung halten diese Sorgen für unbegründet. „Es gibt keine Veränderung des Grundwasserspiegels“, beruhigt Krier. „Das Grundwasser fließt im Bodenlehm und bewegt sich sehr langsam, höchstens ein Meter pro Jahr.“ Damit haben kurzfristige Änderungen des Pegels in der Nidda kaum Einfluss.

Der Hochwasserschutz sei auch gesichert. „Ich garantiere, dass eine raue Rampe wie von uns geplant das Hochwasser mindestens so gut abfließen lässt wie ein Wehr“, sagt Krier. Im Zweifel sogar besser. Denn ein Wehr könne versagen, wenn die Mechanik streike. Die raue Rampe hingegen benötige keine Technik.

Trotz dieser Argumente geht es mit dem Wehr in Höchst zunächst nicht weiter. Die Hausbesitzer-Interessenvertreter um Ludwig Ockler haben den entsprechenden Planfeststellungsbeschluss vor Gericht angefochten. Bis das Verwaltungsgericht entscheidet, kann es dauern. Klar ist nur, dass es nicht wie geplant im September losgeht mit den Bauarbeiten. Die Ausschreibungen alleine dauern mindestens ein halbes Jahr.

Mit etwas Glück könnte deshalb Rödelheim als Vorreiter an Höchst vorbei ziehen. „Die Planfeststellung wird dieser Tage ans Regierungspräsidium gesendet“, kündigt Krier an. Mit etwas Glück könnte die Genehmigung in einem Jahr vorliegen. Dann kann die Umgestaltung in Rödelheim beginnen.

Dort bleibt das Wehr erhalten. Auch die Wehre in Praunheim und in Eschersheim sollen weiter in Betrieb bleiben. Eine Zeitplanung gibt es aber noch nicht.

Fest steht hingegen, dass neben Höchst auch Sossenheim künftig aufs Wehr verzichten muss. Der Fluss wird vor Nur in Sossenheim soll es, wie in Höchst, abgerissen werden. Das steht fest. Am Grill’schen Altarm ist Platz für eine Rampe. Dafür ist es erforderlich, den Flusslauf auf etwa 70 Meter zu verbreitern. Allerdings: Es gibt noch keinen Zeitplan.

Was aus dem Wehr in Hausen wird, weiß noch niemand. „Momentaner Planungsstand: Es bleibt“, so Krier. Doch das könnte sich noch ändern.

Es hängt auch von der Finanzierung ab. Denn das Geld der Stadt soll es nicht kosten. Bezahlt wird die Nidda-Renaturierung mit Umwelt-Ausgleichsabgaben. Das Geld für Rödelheim und für Höchst ist bereits im Topf. „Wir könnten morgen anfangen“, sagte der Zimmermann.

Christian Wernet, Ortsvorsteher für Hausen, den Industriehof, Praunheim, Rödelheim und Westhausen, fühlt sich schlecht informiert. „Wir brauchen Entscheidungsgrundlagen“, sagte er. Die betroffenen Ortsbeiräte sechs bis neun planen eine gemeinsame Bürgerversammlung.




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