29.08.2007
Geplanter Neubau zerstört Praunheims historisches Ambiente
Die Zehntscheune in der Graebestraße soll neue Nachbarn bekommen.
Von Sören Rabe
Ein Investor hat einen Bauantrag für das Gartengrundstück neben dem historischen Gemäuer eingereicht. Das bestätigte gestern die Bauaufsicht auf Anfrage der FNP. Nach den Planungen sollt dort ein Doppelhaus entstehen.
Für viele Praunheimer kommt diese Nachricht nicht nur überraschend, sondern stößt bei ihnen auch auf Ablehnung. Petra Klein-Haardt, Leiterin des Teams 2 der Bauaufsicht, sieht aus baurechtlicher Sicht keinerlei Gründe, die Genehmigung zu versagen. „Die Architektur ist eng mit dem Denkmalamt abgesprochen.“ Zehntscheune und Kirche würden davon nicht beeinträchtigt, die Doppelhäuser sollen leicht versetzt angeordnet werden. Zudem würde bereits eine Baugenehmigung für das Grundstück aus dem Jahr 2005 vorliegen. „Der jetzige Entwurf ist deutlich besser als der damalige“, sagt Petra Klein-Haardt. Selbst wenn die Bauaufsicht bedenken wegen der Lage hätte, „alles, was genehmigungsfähig ist, müssen wir auch genehmigen. Das Verfahren sei aber noch nicht abgeschlossen.
Pikant an der Sache ist, dass das Grundstück zum Haus der Familie Rück gehört, die als Anwohner der Zehntscheune dem Bürgerverein Praunheim als Betreiber immer mal wieder Schwierigkeiten macht. Im Gegensatz zum jetzigen Baugenehmigungsverfahren wird dem Investor offensichtlich auch nicht so viel abverlangt, wie Jahre zuvor dem Bürgerverein, als dieser einen Anbau zur Zehntscheune plante. Jahrelang musste sich der Vorsitzende Wilfried Windecker mit Anwohnern, Kirchengemeinde und Denkmalamt auseinandersetzen, bis endlich 2002 die Genehmigung vorlag. Zudem plant der Bürgerverein nach wie vor eine Vergrößerung. Das Gartengelände habe in den Überlegungen allerdings keine Rolle gespielt, sagt Windecker. „Das wäre viel zu teuer geworden.“ Er selbst hat da eher das Grundstück hinter der Scheune im Auge, das ebenfalls im Besitz der Rücks ist. „Am liebsten wäre mir, wenn der Bürgerverein das Nachbarhaus mieten könnte.“ Aber diese Hoffnung habe er aufgrund des gespannten Verhältnisses zur Besitzerin schon fast aufgegeben. So bleibe nur der Durchbruch auf das rückwärtige Gelände.
Bleibt abzuwarten, wie die Praunheimer reagieren. Es ist bereits die Rede von einer Bürgerinitiative, die sich gründen wolle, um die Bebauung des großen Gartens, der sich bis zur Nidda hinzieht, zu verhindern.
Auch der Ortsbeirat 7 (Praunheim, Rödelheim, Hausen, Westhausen, Industriehof) wurde bisher nicht dazu gehört. Da es sich um ein Privatgrundstück handelt, muss das Gremium zwar nicht beteiligt werden. Doch die diffizile Lage des Areals unmittelbar an der Nidda, eingebettet in den letzten noch übriggeblieben historischen Ensemble des Stadtteils, verlange zumindest, dass die Stadtteilpolitiker über das Bauprojekt informiert werden.
zurück
|