12.02.2008
100 Jahre SG Praunheim:
Als noch auf den Niddawiesen gekickt wurde
Das Fußballspielen hat in Praunheim eine lange Tradition, auch wenn die Sportgemeinschaft 08 erst in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Schon um 1880 waren die jungen Burschen im Dorf an der Nidda vom neuen Ballspiel aus England begeistert und rannten auf den „wilden Niddawiesen“ dem runden Leder hinterher. So jedenfalls berichtet Reelf Menkhof, von 1982 bis 1992 Vereinsvorsitzender, in seinem Büchelchen „Praunheimer Fußballplätze“. Schließlich gründeten sie 1882 den „Fußball-Club Frankonia Praunheim“.
Durch das Fehlen einer überörtlichen Organisation löste sich der Club bald wieder auf und fiel in „einen langen Dornröschenschlaf“, wie es in der Chronik zum 75-jährigen Bestehen des Vereins steht. Erst zwei Jahrzehnte später gründeten Praunheimer Turner 1908 die Freie Turnerschaft. Fußball aber wurde nur am Rande gespielt. Für diesen „komischen Sport von der Insel“ hatten die gestandenen Jahn-Turner kein Verständnis. Als schließlich überall in der Umgebung Fußballvereine wie Pilze aus dem Boden schossen, war die Gruppe der fußballbegeisterten Turner nicht mehr zu halten. Sie machten sich als Fußballsportverein 1911 selbstständig. Jäh unterbrach der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 die Weiterentwicklung des Vereins. Nach Kriegsende begann ein langsamer Wiederbeginn, und die 1. Mannschaft wurde 1923/24 Meister der A-Klasse. Wiederum brachten der Krieg und zuvor die „Gleichschaltung der Vereine“ nach dem Führerprinzip das Vereinsleben fast zum Erliegen.
Nach 1945 begann ein Wiedererwachen des Sports und vor allem der Fußballer. Bedingt durch die Auflagen der US-Militärregierung schlossen sich die Freien Turner, die Turngemeinde und die Fußballer zur Sportgemeinschaft zusammen. Doch die sportlichen Interessen, nicht zuletzt durch die gesellschaftlichen Gegensätze, waren zu unterschiedlich. Aus dem Dreier-Verein scherte die Turngemeinde aus. Zurück blieben die Freien Turner von 1908 und der FSV von 1911 als SG Praunheim 08. Der Turnbetrieb kam langsam zum Erliegen, und im Gegensatz hierzu erlebten die Fußballer eine Blütezeit. Bereits 1955 luden die Praunheimer zum ersten internationalen Jugendturnier ein. Mannschaften aus der Schweiz, Luxemburg, Holland und Frankreich kamen nach Praunheim. In den Folgejahren war der Zuspruch der Jugendlichen so groß, dass der Verein „schweren Herzens“ einen Aufnahmestopp verhängen musste. Das Sportgelände an der Nidda war mit seinen zwei Spielfeldern einfach zu klein. Ein geregelter Trainingsbetrieb war kaum noch möglich. Die SG wollte ein drittes Spielfeld. Trotz aller „halbherzigen Zusagen“ der Stadt wartet die SG noch heute auf das dritte Feld.
Pionierarbeit leistete die SG im Frauenfußball. Schon 1971 hatten sie eine Mädchenmannschaft. Die wurde allerdings nur vom Hessischen Fußballverband anerkannt. Erst 1975 akzeptierte der DFB den Frauenfußball. Die Damen begannen einen steilen Aufstieg bis in die Hessenliga. Der Männerverein fühlte sich wie ins kalte Wasser geworfen, als die Damen, damals fast alles Praunheimer Mädchen, 1992 den Sprung in die neu geschaffene Bundesliga schafften.
Durch den Erfolg der „kickenden Mädchen“, wie alte Fußballer etwas abwertend sagten, wuchs die Abteilung Frauenfußball aus der Struktur des Stadtteilvereins heraus. „Wenn die Damen am Sonntag ein Bundesligaspiel hatten, durften andere Mannschaften am Samstag nicht mehr auf dem Rasenplatz trainieren“, so der damalige Vorsitzende Werner Roth. Schließlich trennte sich zum 1. Januar 1999 die Abteilung vom Verein und machte sich unter Abteilungsleiter Jürgen Strödter und der Nationalspielerin Monika Staab als 1. FFC Frankfurt selbstständig. Der neue Verein zog in das modernisierte und für den Frauenfußball bundesligataugliche Stadion am Brentanopark. Die Damen machten internationale Karriere, und die SG Praunheim dürfe sich getrost als „Mutter des 1. FFC“ fühlen, so Werner Roth.
Im Jubiläumsjahr spielen neun Jugendmannschaften von der B- bis zur F-Jugend, zu den ganz kleinen. Die 1. Mannschaft hofft auf den Aufstieg in die Bezirksliga. Außerdem spielt die Seniorenelf um Punkte und ein Freizeitteam nur so zum Spaß. Gefeiert wird vom Samstag, 17. Mai, bis zum Sonntag, 1. Juni, auf der Sportanlage an der Praunheimer Hohl. (ralf)
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