18.02.2008
Die Fusion wird verschoben
Auferstehung und Wichern wollen ihre Gemeindewahlen erst noch abwarten
Traditionsgemäß lädt die evangelische Auferstehungsgemeinde zum Beginn der Fastenzeit zum Suppensonntag zugunsten der Aktion Brot für die Welt ein. Die von einem Praunheimer Ebbelwei-Wirt gespendete Gulaschsuppe war zwar kostenlos, aber die Spendenbüchsen appellierten an das gute Gewissen, und die Kirchgänger zeigten sich recht großzügig. In den Gemeindeversammlungen nach den Gottesdiensten ging es gestern allerdings nicht um die Welthungerhilfe, sondern um örtliche Probleme. Die Sparmaßnahmen des Evangelischen Regionalverbandes machen auch vor Praunheim nicht halt.
Sollen doch die Auferstehungs- und die Wicherngemeinde sollen zur „evangelischen Gemeinde Praunheim“ fusionieren. Die Kirchenvorstände berichteten über den Stand der Beratungen. Zur Versammlung in der Auferstehungsgemeinde kamen 45, in der Wicherngemeinde fanden sich 55 Gläubige ein. Einig sind sie sich, dass eine Fusion zum 1. Januar 2009, wie ursprünglich geplant, nicht realistisch ist. Im nächsten Jahr stünden die Kirchenvorstandswahlen für die neue sechsjährige Amtszeit an. Diesen Gremien dürfe man nicht vorgreifen. Letztlich müssten die Vorstände einer Fusion zustimmen und nicht die Gemeindeversammlungen. Wenn die Vorstände die Fusion zügig vorantreiben würden, könnte sie frühestens 2012 Wirklichkeit werden.
Gleichwohl erklärten beide Kirchenvorstände ihre „Bereitschaft zur Fusion“. Sie sei anhand der Fakten einfach nicht zu umgehen. Der Frankfurter Regionalverband unterhalte derzeit 169 Versammlungsgebäude. Diese seien nicht mehr finanzierbar. Für die Auferstehungsgemeinde heißt das, die gegenwärtig 469 Quadratmeter große Fläche müsse auf 130 Quadratmeter Versammlungsraum reduziert werden. Auch die Wicherngemeinde müsse sich einschränken. Ein wohnungsnaher Treffpunkt, und somit ein Stück „kirchliche Heimat“ in der May-Siedlung, müsse aber dringend erhalten bleiben. Die Gemeinde hat derzeit 2000 Mitglieder. Vor zwanzig Jahren waren es noch tausend mehr. Mit den Immobilien Saalkirche, Pfarrhaus, Jugendtreff und Gemeindesaal in der Graebestraße sowie dem großem Pfarrgarten am Nidda-Altarm zählt die Gemeinde zu den reichen in Frankfurt.
Dagegen gehört die Wicherngemeinde mit der Kirche in der Pützerstraße und dem Kindergarten – alles vom Regionalverband angemietet – zu den armen. Steil bergab geht ihre Mitgliederkurve seit 1982, als in der Pützerstraße das dreigeschossige Gemeindehaus eingeweiht wurde. 2100 Mitglieder zählte damals die Gemeinde im westlichen Praunheim. Derzeit sind es noch knapp 1300 Mitglieder, 2011 werden voraussichtlich nur noch 1100 Mitglieder Kirchensteuer bezahlen.
Im Falle einer Fusion könnte hinter der alten Kirche in der Graebestraße für beide Gemeinden ein neues, 210 Quadratmeter großes Gemeindezentrum entstehen. Eine Machbarkeitsstudie wird gegenwärtig erarbeitet. Voraussetzung sei allerdings, dass die Gebäude der Auferstehungsgemeinde verkauft und die Gebäude in der Pützerstraße aufgegeben würden.
Aber es sind nicht nur Gebäudefragen, die da anstehen. Um zu einer Gemeinde zusammenzuwachsen müssten auch die seit eh bestehenden unsichtbaren Grenzen zwischen dem einstigen Dorf an der Nidda, dem alten Praunheim, und den May-Siedlungen im Westen zu beiden Seiten der Ludwig-Landmann-Straße und der Heinrich-Lübke-Straße abgebaut werden. „Eine kaum lösbare Aufgabe“, sagte ein Wichern-Kirchgänger. (ralf)
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