10.04.2008
Kegler begannen auf Bahnen aus Lehm
Eigentlich hat der Praunheimer Kegler-Verein der Kochkunstausstellung in Frankfurt 1933 zu verdanken, dass er in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiern kann.
Hartmann Hebe, heute passionierter Kegler und Wirt des „Nassauer Hofes“, sah dort zwei Asphalt Kegelbahnen und war hellauf begeistert. Wie an der Schnur gezogen rollte die Kugel über die Bahn. Noch im gleichen Jahr ließ er zwei Bahnen auf dem Wirtshausgelände bauen und legte so den Grundstein für die Gründung des Keglervereins.
Gekegelt wurde „beim Hebe“ allerdings schon lange zuvor. Jedoch nur sonntags und auf einer Bahn. Werktags hatten die Praunheimer keine Zeit für das gesellige Freizeitvergnügen. Es gab ja noch keine Fünf-Tage-Woche. Die Kugeln holperten über einen Lehmboden der mit Trass, einem Gemisch aus Bimssteintuff aus der Eifel und rotem Sand aus dem Praunheimer Ziegeleien, überzogen war.
Mit den neuen Bahnen begann die organisierte Form des Vereinskegelns. Kegelclubs wie „Alte Garde“, „Goldkegel“ oder „Auf der Hut“ vereinten sich zum Praunheimer Kegler-Verein. Jäh unterbrach der Krieg diese Entwicklung. Nach Kriegsende nutzte die Besatzungsmacht die Kegelbahnen als Lagerraum für Heu und Stroh. Erst nach der Währungsreform machten die Kegler die Bahnen wieder spielfähig – das Vereinsleben erwachte.
Ein großer Schritt nach vorne wurde 1957 gemacht. Hartmann Hebe erkannte, dass die Nachfrage nach modernen Kegelbahnengrößer wurde. Er verwandelte den alten Tanzsaal in ein Kegelzentrum mit vier Spieth-Kegelbahnen, automatischem Aufsteller für Kegel und elektronischer Wurfanzeige. Die Kegelbuben, die Jahrzehnte lang die Kegel mit der Hand aufstellen mussten, hatten ausgedient und betätigten sich nun als aktive Kegler. Der Feierabendsport entwickelte sich zum Leistungssport.
Neue Clubs kamen zu den Praunheimern, andere verließen den Verein. Dabei entwickelte sich der Damenclub „Goldene Sieben“ mit Gertrud Wagner zum Aushängeschild der Praunheimer. Die Damen wurden zweimal Deutscher Mannschaftsmeister, Gertrud Wagner zweimal Deutsche Einzelmeisterin.
Ein Aushängeschild war auch Manfred Bank, der es vom Kegelbub zum Spitzenkegler schaffte. Mit wenigen Ausnahmen stand er bei den Hessenmeisterschaften ab 1960 fast immer auf dem Treppchen und wurde 1986 Deutscher Meister der Senioren. Auch die Jugend machte von sich reden. Horst und Heinz Hebe wurden 1960 und 1963 hessische Jugendmeister. Jürgen Kratzke 1977 und 1981.
Entscheidend für die Zukunft des Vereins war der 1975 unterzeichnete Vertrag mit dem Hause Hebe, verbunden mit der Untervermietung der Gaststätte „Alt-Praunheim“. Die Kegler machten die Kegel-Anlage „bundesligatauglich“.
Der 78 Mitglieder zählende Kegler-Verein Praunheim verfügt heute über eine Anlage mit Computer und Drucker. „Auch sportlich geht es wieder aufwärts“, freut sich der Vorsitzender Andreas Lippmann: Die B-Seniorenmannschaft hat sich für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert.
Gefeiert wird das Jubiläum heute, 10. April, ab 19 Uhr in der Gaststätte „Alt-Praunheim“ in Alt-Praunheim 44. (ralf)
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