16.06.2008
So lange die Werkstätten da sind, wird in Praunheim gefeiert
Zum siebten Mal hatten die Praunheimer Werkstätten zum Sommerfest geladen. Und nicht nur das: Die Werkstatt für Behinderte feiert in diesem Jahr auch ihr 80-jähriges Bestehen. Über dem Fest hing jedoch manch dunkle Wolke – wozu auch die Angst vor einem möglichen Wegzug aus Praunheim gehörte. Die Gäste ließen sich davon aber die Laune nicht verderben: 1300 waren gekommen, um in Alt-Praunheim zu feiern.
Auf der Wiese hinter dem Hauptgebäude, bei Heidrun Kamutzki vom Sozialdienst der Werkstätten, herrscht reger Andrang. „Darf ich jetzt?“ fragt ein knapp Siebenjähriger. Mit Tennisbällen zielt er auf eine Reihe Holzköpfe – natürlich gefertigt in der Werkstatt-Schreinerei –, drei von vieren trifft er. Dafür gibt’s ein Schlüsselband, der Kleine strahlt. Heidrun Kamutzki hat sich um die „Kreativangebote“ für das Fest gekümmert. Neben dem Wurfstand gibt es für Kinder Geschicklichkeitsspiele und eine Bastelecke. Zum Fest gehören auch ein Flohmarkt, Kulinarisches sowie eine Tombola. Und wie gewohnt spielt „Fullstop“, die Nummer-Eins-Band in Praunheim.
„Ungefähr 60 ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter helfen bei Organisation, Aufbau und an den Ständen“, sagt Siegbert Bogen, der die Werkstatt in Praunheim seit elf Jahren leitet und das Sommerfest geplant hat. „Zusammen haben alle um die 1000 Arbeitsstunden geleistet“, fährt er stolz fort. Seit sechs Wochen drehte sich fast alles ums anstehende Fest. Das Ziel ist den Aufwand wert: „Wir wollen uns präsentieren, um unsere behinderten Klienten ins Praunheimer Leben zu integrieren.“ Das Fest helfe, Barrieren und Berührungsängste abzubauen. Alles klappt, nur die Sorge um das Wetter ist kurzzeitig berechtigt. Zur Festeröffnung, gegen zwölf Uhr, geht ein kurzer Schauer nieder. Dann bleibt es trocken.
Dennoch überschattet die eine Frage das Fest: Werden die Praunheimer Werkstätten den Stadtteil verlassen? „Wohin die Werkstatt zieht, wissen wir auch heute noch nicht“, seufzt Bogen. Seit Jahren sucht die Behinderteneinrichtung ein neues Grundstück, weil die Räume in Alt-Praunheim zu eng geworden sind. Die Werkstätten in Höchst und Fechenheim sind nicht nur größer, sondern auch behindertengerechter eingerichtet. In der 1965 eingeweihten Werkstatt in Praunheim arbeiten derzeit 190 Menschen mit geistiger Behinderung. Es werden weit mehr Arbeitsplätze gebraucht.
Wie berichtet, liegt von den Grundstücken, über welche die Stadt für die Werkstätten derzeit verhandelt, nur das an der Heerstraße in Praunheim. „Das würden wir natürlich bevorzugen“, sagt Bogen. Wie viele Praunheimer hofft er, dass die Ungewissheit bald ein Ende hat. (chr)
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