18.07.2008
Praunheim. Jetzt hat es Christ...
Jetzt hat es Christoph Peters schriftlich: Acht verschiedene Schimmelpilzarten wuchern im Gebälk seines Reihenhauses. Für den Ingenieur und seine Frau bedeutet das noch höhere Sanierungskosten – dabei hatten sie das von der Wohnungsgesellschaft ABG gebaute Haus in Holzständerbauweise erst 1995 gekauft.
Die Analyse der Holzproben zeigte, dass ein Großteil der Pilze nicht nur für das Fachwerk eine Gefahr ist. Einige Schädlinge können allergische Reaktionen, Entzündungen von Herz und Lunge sowie Bluterkrankungen hervorrufen. Für Personen mit schwachem Immunsystem kann eine Infektion mit einigen Schimmelpilzsporen sogar tödlich enden. Gegen die Sporen der Fäulniserreger, die unweigerlich in die Zimmer fliegen, muss die Familie zur Zeit mit einem speziellen Raumluftfilter vorgehen.
Ausgerüstet mit Schutzanzug und Atemmaske rückte Baubiologe Kurt Splittdorf gestern den Schädlingen zu Leibe: Um die Pilze und vor allem ihre Sporen abzutöten, besprühte er die Balken mit Wasserstoffperoxyd.
Das ist jedoch erst die oberflächliche Behandlung. Das teilweise zerstörte Holz muss ausgetauscht werden, nur äußerlich geschädigte Balken werden abgefräst. Danach kann die Fassade neu aufgebaut werden. Eine Einsparung an dieser Stelle wäre laut Splittdorf fatal: «Bei warmer Feuchtigkeit vermehren sich die Pilze schnell. Sie gehen eine Symbiose mit Bakterien ein und am Ende steht die Hausschwammbildung.»
Drei Stunden brauchte der Baubiologe, um die Pilze chemisch abzutöten. Für Familie Peters erhöht sein Einsatz die Renovierungskosten um weitere tausend Euro. «Mittlerweile rechnen wir mit 45 000 Euro», fasst Peters zusammen. Dabei ist das Haus noch nicht mal abbezahlt.
Der ganze Prozess zerre an den Nerven der Familie, so Peters. «Man fühlt sich schlichtweg veräppelt: Uns wurden Wertsteigerungen von bis zu 50 Prozent in den nächsten zehn Jahren für die Immobilie prophezeit. Nun stehen wir sozusagen vor den Trümmern.» Bereits in den ersten Jahren nach dem Kauf hatte es Probleme mit der Fassade an den Holzhäusern gegeben. Die ABG ließ wegen der Verwerfungen Dehnfugen einbauen, durch die jedoch anscheinend Regenwasser hinter die Fassade floss: Pilze wucherten. Familie Peters und ihre Nachbarn stehen nun vor hohen Renovierungskosten, die ABG verweist auf die abgelaufene Gewährleistung.
Rechtliche Schritte will Peters dennoch nicht einleiten. Er fürchtet, für ein entsprechendes Gutachten die Hauswand im jetzigen Zustand für unbestimmte Zeit beibehalten zu müssen. Stattdessen setzt er auf die Bürgerfragestunde bei Oberbürgermeisterin Petra Roth im August – sie ist zugleich Aufsichtsratvorsitzende der ABG. (fnr)
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