31.07.2008
Werkstätten trauern um Peter Lennig
Sie waren Altersgenossen und sind miteinander und aneinander groß geworden: Peter Lennig und die Praunheimer Werkstätten. 1928 hatte sein Vater auf dem Gelände der Praunheimer Mühle die Werkstätten als Wohn- und Arbeitsstätte für geistig Behinderte ins Leben gerufen. Im gleichen Jahr, am 5. November, kam sein Sohn Peter zur Welt, wuchs auf dem Werkstatt-Gelände auf.
Doch ihren 80. Geburtstag können die beiden nicht mehr gemeinsam begehen. Peter Lennig ist am 27. Juli gestorben.
Dass die Werkstätten sein gesamtes Leben bestimmen werden, hatte der Sohn des Gründers anfänglich nicht gewollt. Als junger Mann entschied er sich für eine Schreinerlehre, schrieb sich danach auf der Werkkunstschule in Wiesbaden ein. Doch bei einem USA-Aufenthalt verlor er bei einem Unfall seine rechte Hand. Das Ende der Handwerker-Karriere. Lennig fing noch einmal neu an, absolvierte eine Ausbildung zum Sozialarbeiter und trat nun doch in die Fußstapfen des Vaters: Und steckte fortan seine Kraft in die Fortentwicklung der Praunheimer Werkstätten, übernahm 1965 vom Vater die Leitung der Werkstätten und des Wohnheims an der Praunheimer Mühle.
Das, was er zuvor gelernt hatte, nahm er ins neue Amt mit. Sein handwerkliches und künstlerisches Geschick nutzte er, um Holzspielzeuge zu entwickeln, die die Behinderten in den Werkstätten fertigen. Funktional, schön und pädagogisch sinnvoll sollten sie sein. Lennig gab auch immer wieder Ideen, welche Dienstleistungen seine Mitarbeiter noch anbieten können. Heute reicht das Angebot der Praunheimer Werkstätten vom Verschicken von Serienbriefen bis hin zur Archivierung elektronischer Daten im Auftrag von Firmen. Lennig, der 1989 in den Ruhestand ging, hat großen Anteil daran, dass aus dem kleinen Logo «pw» ein Gütesiegel für Qualitätsprodukte wurde.
Doch nicht nur auf die Außenwirkung kam es dem Mann, der allen Papierkram verfluchte, an. Das Wohlergehen und die Förderung von Behinderten, das waren seine Ziele. In Praunheim, wo er mit seiner Ehefrau Ute bis zur Pensionierung wohnte, organisierte er die Werkstätten so, dass auch mehrfach Behinderte eingestellt werden können. Bundesweit warb er für den Ausbau der Förderung in den Behindertenwerkstätten, wurde zum Mitbegründer ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft. Für so viel Engagement gab es viel Lob: Bundesverdienstkreuz, Ehrenbrief des Landes Hessen, Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, Goldene Ehrennadel der Lebenshilfe. (ing)
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