10.09.2008
In kleinen Schritten zur Fusion
Als einen «historischen Akt» bezeichnete Wolf Gunter Brügmann vom Kirchenvorstand das gemeinsame Straßenfest der Wichern- mit der Auferstehungsgemeinde vor der eigenen Kirche. Das Fest, das auch der Siedlerverein mitgestaltete, stand ganz im Zeichen der Fusion der beiden evangelischen Gemeinden. Die unausweichlich, aber erst einmal verschoben ist.
Im gemeinsamen Gottesdienst unter verregnetem Himmel formulierten Edith Wolf im Namen der Wichern- und Elke Eisbrich im Namen der Auferstehungsgemeinde die Bedenken der jeweiligen Mitglieder. Bei Wichern habe man Angst, von der größeren Gemeinde geschluckt zu werden und dann als reuige abtrünnige Tochter verspottet zu werden, so Wolf.
Ein ältere Besucher wusste das im Hintergrund zu erläutern: 1962 war die Wicherngemeinde «im westlichen Ausland», in der neuen Siedlung an der Ludwig-Landmann-Straße, gegründet worden. Die Trennung von der Auferstehungsgemeinde war «nicht ganz harmonisch» verlaufen. Die eher konservativen, alteingesessenen Praunheimer waren froh, «die Roten» los zu sein, , die «roten Siedlungsprotestanten» weinten «den Schwarzen» keine Träne nach. Alte Geschichten, die nachwirken. Edith Wolf schlug deshalb vor, einen gemeinsamen Gemeindebrief aufzulegen, «damit man sich besser kennen und verstehen lernt».
«Seit ich aus Berlin nach Frankfurt kam, wohne ich auf der Grenze zwischen den beiden Gemeinden», sprach Elke Eisbrich für die andere Seite. «Ich hatte keine Schwierigkeiten». Dass die Auferstehungsgemeinde Wichern «schluckt», davon wollte sie nichts wissen. Die Zahlen sprächen eine eindeutige Sprache. «Wir sind zur Zusammenarbeit gezwungen.»
Auch die beiden Pfarrer Andrea Knoche (Wichern) und Volker Hofmann (Auferstehung) diskutierten mit den Gläubigen die anstehende Veränderung. Sie ließen sie Nachteile und Vorteile eines Zusammenschlusses aufschreiben. «Gemeinsam können wir mehr erreichen.» «Die Alten scheuen den weiten Weg, aber die Kirche ist gefüllter.» «Vielleicht kriegt die Bläserey neue Mitglieder.» Es gibt also doch positive Aspekte.
«Grundsätzlich stimmen beide Kirchenvorstände der Fusion zu», so Brügmann. Die Entscheidung aber sollten die neuen Vorstände treffen, die im November 2009 ihre Arbeit aufnehmen. Der ursprüngliche Fusions-Termin, der 1. Januar 2009, wird nicht gehalten. Zu viele Fragen sind noch offen. Allen voran die nach den Immobilien. Derzeit wird geprüft, ob auf dem Gelände der Auferstehungskirche im Ortskern an der Graebestraße ein neues Gemeindezentrum gebaut werden kann. Dieses könnte den Gemeindesaal von Auferstehung und das Zentrum der Wicherngemeinde in der Pützerstraße ersetzen. Doch natürlich hängt jeder an seinem vertrauten Kirchturm.
Dennoch wird die Zusammenarbeit enger. Das Straßenfest war dafür ein erstes Zeichen – das gut gelungen ist. Man traf sich an der Kuchentheke, am Bratwurststand, beim Bier vom Fass, französischen Weinen oder zur Musik im Gemeindesaal. Und den Kleinen war beim Wackelpuddingtanz, auf der Rollenrutsche und bei der Suche nach Raupe Meggi die Gemeindezugehörigkeit ohnehin egal. (ralf)
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