04.08.2010
Im Quartier wird’s enger
Drei Neubauten sind in der Heinrich-Lübke-Siedlung geplant.
Die Pläne für die Sanierung der Heinrich-Lübke-Siedlung werden konkret. Fünf Anträge für Neubauten, beziehungsweise Abbrüche liegen der Bauaufsicht vor. Im Herbst sollen die Arbeiten beginnen.
Ein Aufschrei der Empörung war durch die Heinrich-Lübke-Siedlung gehallt, als die Nachbarn realisiert hatten, dass das Haus 54 abgerissen und an anderer Stelle neu gebaut werden soll. Diese Idee ist endgültig vom Tisch. Statt dessen liegen der Bauaufsicht die Anträge für verschiedene Details der Sanierung der in die Jahre gekommenen Siedlung vor. Zum Beispiel für die Sanierung der Fassade des Garagenhauses, für die Sanierung der Häuser 28 bis 32 samt Verlegung der Eingänge, sowie der Abbruch des Ladenzentrums mit Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit 40 Wohneinheiten und 5 Läden. Ebenfalls von der ABG Frankfurt Holding beantragt ist der Neubau eines Mehrfamilienhaus mit 15 Wohneinheiten im Anschluss an das Haus 40.
Laut AGB-Chef Frank Junker ist diese Nachverdichtung zwingend notwendig, um eine sozialverträgliche Belegung und Durchmischung der Siedlung zu erreichen. Bislang handelt es sich im Quartier zu 100 Prozent um öffentlich geförderten Wohnraum. Neben den Neubauten sei zudem ein Belegungstausch vorgesehen, einzelne Wohnungen sollen bezüglich ihrer Belegungsrechte gegen preisfreie Wohnungen der ABG getauscht werden. Wie viele das sein werden, steht jedoch noch nicht fest. Das Amt für Wohnungswesen geht aufgrund von Erfahrungen mit der mittelbaren Belegung jedoch davon aus, dass es unproblematisch sein werde, geeigneten und größengerechten Ersatzwohnraum zu stellen. Schließlich verfüge man über umfangreiche ungebundene Bestände in Praunheim, aber auch in Heddernheim und darüber hinaus Ersatzwohnungen im gesamten Stadtgebiet.
2000 Menschen leben in den 700 Wohnungen, die in den 70er und 80er Jahren gebaut wurde. Die ABG plant nun, sie zum weltweiten Modellquartier umzubauen, im November wurden die ersten Pläne des städtebaulichen Entwurfs der Architekten Albert Speer und Jo Franzke vorgestellt. Zentrales Element ist ein Siedlungsentrée an der Ludwig-Landmann-Straße mit Supermarkt und einem mehrgeschossigen Wohnriegel mit einer Ladenzeile im Erdgeschoss. In der Siedlung selbst sind maßvolle Umbauten und Neubaumaßnahmen geplant, zentrale Elemente der Entwürfe sind eine Neustrukturierung der Gebäudegruppen. Dadurch sollen sogenannte Nachbarschaftshöfe entstehen, über die die Häuser künftig auch erschlossen werden. Um eindeutige Raumkanten zu erzielen, ist auch der Neubau neben der Hausnummer 40 geplant. Auch die Fassaden sollen umgestaltet und modernisiert werden (wir berichteten).
Nicht nur in Anschluss an Hausnummer 40 im Hof 4 ist ein Neubau in Passivhausbauweise geplant. Ebenfalls im Raum steht nach wie vor die Überlegung, am Rand der Wiese vor der Ebelfeldschule ein Gebäude hochzuziehen. Auch diese Wohnungen sollen freifinanziert sein. Allerdings ist derzeit offen, ob das Grundstück für Neubauten zur Verfügung steht. «Es gibt dafür noch keine Baugenehmigung», sagt Junker. Bei Umsetzung der Entwürfe sind teilweise Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplanes erforderlich. Nach den der Bauaufsicht bisher bekannten Planungen seien diese städtebaulich jedoch vertretbar.
Bereits zum Ende dieses Jahres sollen die Arbeiten beginnen, sowohl im «Hof 1», als auch im Quartierszentrum. Dort ist unter anderem ein großer Supermarkt vorgesehen, die Verhandlungen mit potenziellen Betreibern laufen nach wie vor, sagt Junker, der zuversichtlich ist, einen Mieter zu finden – was auch dringend notwendig ist, nachdem der Plus-Markt zum Jahresende 2008 seine Pforten endgültig geschlossen hat. Der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses bildet künftig zusammen mit dem bestehenden Wohn- und Geschäftshaus Heinrich-Lübke-Straße 5-7 das neue Tor zur Siedlung und umrahmt den Supermarkt und den Platz mit Freitreppe zwischen Ludwig-Landmann-Straße und Heinrich-Lübke-Straße. Unterhalb des Gebäudeensembles ist als Sockelgeschoss eine Tiefgarage geplant. Die Zufahrt erfolgt von der Ludwig-Landmann-Straße über eine innerhalb des Gebäudes integrierte Rampe.
Die Bildung eines Mieterbeirats, wie vom Ortsbeirat 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) gefordert, lehnt die ABG indes ab. Das Unternehmen setzt im weiteren Prozess zur Modernisierung und Sanierung der Siedlung auf eine Beteiligung der betroffenen Mieter. Dies beinhalte, so Junker, dass auch weiterhin mit diesen Gespräche geführt werden. Zu den einzelnen Versammlungen der jeweils betroffenen Höfe werden alle Mieter eingeladen, falls nötig, wird auch ein Dolmetscher dabei sein. Die Bildung eines Mieterbeirates sei deshalb möglicherweise sogar kontraproduktiv zum aktuellen Partizipationsprozess. Neben einer Internetseite, die jüngst an den Start gegangen ist (http://www.heinrich-luebke-siedlung.de), ist übrigens auf dem Dach des Garagenhauses eine Info-Box geplant, wo Mieter nach der Sanierung des dunklen Parkhauses einen Ansprechpartner finden. sim
Für den «Hof 1» ist für Mittwoch, 25. August, im ehemaligen Supermarkt eine Mieterversammlung geplant.
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