19.08.2010
Mit Tunnel gibt’s keine RTW
Für Praunheim sind alle Probleme gelöst, nach neusten Planungen führt die Regionaltangente West nicht mehr hinter den Häusern an der Heerstraße entlang. Der Knackpunkt aller Entwürfe liegt jedoch woanders. Das wurde in der jüngsten Sitzung der Ortsbeirats 7 deutlich.
Nur gute Nachrichten verkündeten Peter Forst und Rolf Valussi, beide Geschäftsführer der RTW-Planungsgesellschaft, in der Sitzung des Ortsbeirats 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen). Zumindest für Praunheim. Die Überlegungen, die Regionaltangente direkt an der Bebauung der Heerstraße entlang zu führen, sind vom Tisch, ebenso die Idee, die Bahn auf den Schienen, die zur Zentralwerkstatt führen, fahren zu lassen. Stattdessen biegt die RTW, von Eschborn kommend, noch vor der Autobahn nach links ab und führt durchs Feld, bis sie in Höhe des Reiterhofs die Autobahn 5 über eine neue, 110 Meter lange Brücke quert. Von dort an führt sie in das neue Gewerbegebiet. «Praunheim ist gesegnet mit der RTW», sagte Valussi.
Der Flughafen sei in 30 Minuten zu erreichen, Eschborn oder Infraserv Höchst deutlich schneller. Rund 220 000 Arbeitsplätze binde die Bahn an, die Planer rechnen mit 46 000 Fahrten täglich. Doch Valussi machte auch deutlich: «Die RTW kann nur gebaut werden, wenn sich alle Städte und Kreise, die daran beteiligt sind, einig sind. Haben sie Sonderwünsche, gibt’s Probleme.» Schließlich förderten Bund und Land das Projekt mit 85 Prozent – allerdings nur, wenn der Kosten-Nutzen-Quotient stimme.
Und genau das ist der Knackpunkt. Und so präsentierten Valussi und Forst gleich mehrere Varianten für die Streckenführung vom Gewerbegebiet ins Nordwestzentrum. Eine Tunnellösung, die direkt ins Nordwestzentrum führt, eine «gedeckelte» Tunnellösung, die aber derzeit noch genauer geprüft wird, die oberirdische Trassenführung entlang der Heilmannstraße, die nicht durchsetzungsfähig ist – und zu guter Letzt eine Trasse, die vom Feld in Richtung Seniorenwohnanlage (Praunheimer Weg 169) schwenkt, die Hauptstraße unterquert und oberirdisch, eingleisig auf Stockborn und Bernadottestraße bis zum Haltepunkt am Praunheimer Weg fährt. Breit genug wäre die Straße nach Ansicht der Planer. Eine völlig neue Variante, aber eine notwendige. Denn: «Mit Tunnel gibt es die RTW nicht», machte Valussi deutlich. Damit wäre die Kosten-Nutzen-Rechnung, die der Bund seiner Förderung zugrunde legt, gekippt. Da gehe es um einen hohen, zweistelligen Millionenbetrag. In knapp 15 Metern Tiefe läge der Haltepunkt an der Europäischen Schule – zum Vergleich: Die U-Bahn-Station Römer ist 20 Meter tief.
Ganz von Tisch ist diese Variante allerdings nicht. «Wenn die Stadt sagt, sie möchte den Tunnel für die Ortsumfahrung bauen, dann würden wir uns als RTW dazulegen – das muss aber für Bund und die anderen Gesellschafter kostenneutral sein», betonte Valussi. Die Zeit allerdings drängt. Bis September 2011 muss den Gesellschaftern, also dem Land, der Stadt Frankfurt, der Fraport GmbH, der Stadt Bad Homburg, dem Hochtaunuskreis, dem Main-Taunus-Kreis und dem Kreis Offenbach, eine Beschlussempfehlung vorliegen. Baubeginn soll 2012 sein. «Wir können zwar im Süden anfangen und warten, bis die Stadt in der Nordweststadt loslegt – aber 2018 muss der Bau der Regionaltangente abgeschlossen sein», sagte der RTW-Geschäftsführer. Danach gebe es keine Fördermittel mehr.
Zufrieden zeigten sich die Mitglieder des Ortsbeirats 7 von der Präsentation. «Wenn die für Praunheim vorgestellte Variante verwirklicht wird, ist unser Problem gelöst», sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Sasse. Die Bernadottestraßenlösung habe Charme. «Ich weiß nicht, was der Ortsbeirat 8 dazu sagen wird. Aber ich glaube, es gibt Protest.» (siehe Interview) Auch CDU-Chef Dr. Oliver Kroneisen lobte die Pläne für Praunheim, kritisierte aber auch die Entscheidung von Bürgermeisterin Jutta Ebeling, die Europäische Schule an ihrem jetzigen Standort bauen zu lassen. «Frau Ebeling hat uns einen Bärendienst erwiesen, als sie in Kenntnis der Planung die Europäische Schule absichtlich auf die Trasse bauen ließ.»
33 Millionen Mark kostete der Bau der 2004 eröffneten Schule. Gerüchten zufolge ist ein Wegzug geplant. Und so kommentierte Ortsvorsteher Christian Wernet (CDU) die Überlegungen nur mit: «Das Gelände der Großmarkthalle ist ja groß genug.» Recht hat er – die Trasse wäre wieder frei, der Tunnelbau wäre nicht ganz so schwierig und damit auch nicht ganz so teuer – und die Planer der Regionaltangente könnten auch den Ortsbeirat 8 mit guten Nachrichten erfreuen. sim
Von Simone Wagenhaus
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