11.10.2010
Was in der May-Siedlung möglich ist
Unterirdisches Sportzentrum oder Raum für einen Künstler mit Steinskulpturen: Erlaubt war, was den Architekturstudenten für die Praunheimer Siedlung gefiel. Am Wochenende gibt es die schönsten Modelle im Pavillon Neu-Mayland zu sehen.
Ginge es nach Architekturstudent Felix, würde bald im Damaschkeanger zwischen den Reihenhäusern im Ernst-May-Stil ein großes Loch klaffen. Keine Grube, beruhigt der 27-Jährige und wirft einen letzten kritischen Blick auf sein Modell. Sondern ein unterirdisches Sportzentrum. Das einzige, was über der Erde zu sehen ist, wäre das Dach des Gebäudes – und das könnten Skateboardfahrer gleichzeitig als Rampe benutzen. Träumen ist erlaubt im Projekt der Architekturstudenten der Fachhochschule Frankfurt, die unter der Leitung von Architektin Anke Wünschmann eine besondere Aufgabe zu bewältigen hatten: ein Haus für die Siedlung Praunheim entwerfen, das sich abhebt von den Gebäuden ringsherum. Seit heute gibt es die besten Entwürfe im Büro des Siedlervereins Praunheim zu sehen.
Baumasse war Herausforderung
«Die besondere Herausforderung war die große Baumasse», weiß Anke Wünschmann, eine zierliche Frau mit hochgesteckten Haaren, die zwischen all den Modellen und Plänen im kleinen Raum des Pavillon Neu-Mayland mit stoischer Ruhe den Überblick behält. Insgesamt 400 Quadratmeter sollten bebaut werden – ein normales Haus in dieser Gegend hat nur 100 Quadratmeter Wohnfläche. Außerdem sollte ein Teil für die Öffentlichkeit zugänglich sein. «Die Studenten haben zunächst die Anwohner befragt, welche Angebote sie schon in ihrer Wohngegend haben und was ihnen noch fehlt», erzählt Wünschmann. «Es ist viel schwieriger, ein Gebäude in eine solch funktionierende Umgebung wie in dieser Siedlung einzufügen, als es einfach auf einer grünen Wiese zu tun.»
Kein Haus gleicht dem anderen
Die Praunheimer Siedlung eignete sich daher gut für dieses Projekt – auch, weil Wünschmann selbst hier wohnt und so ihr eigenes Haus am Damaschkeanger «sprengen» und als theoretische Baufläche zur Verfügung stellen konnte. «Ich bin gespannt, ob unsere Ausstellung zur Diskussion anregt», sagt sie und hängt einen bunten Plan ins Schaufenster. «Einige Anwohner kamen schon zu mir und haben besorgt gefragt, ob diese Pläne so umgesetzt werden.» Fred Illenberger, Vorsitzender des Siedlervereins Praunheim, sieht das lockerer; ist ja alles nur auf dem Papier. «Unsere Gegend ist besonders interessant für ein Architekturprojekt», findet er: «Wir sind die einzige Ernst-May-Siedlung, in der die Häuser den Leuten gehören und nicht unter Denkmalschutz stehen. Deswegen sieht jedes etwas anders aus – da ist es natürlich schwieriger, ein Gebäude zu entwerfen, das sich hervorhebt.»
Studentin Nadine Erhard hat sich diese Vorgabe ebenfalls zu Herzen genommen und ein Gebäude entworfen, das oberirdisch aussieht wie ein Reihenhaus, unter der Erde aber Räume für eine Kunstausstellung bereithält. «Ich hatte ganz schön mit der Beleuchtung und Belüftung zu kämpfen», verrät sie ihre Probleme beim Entstehen des Werkes. «Im Obergeschoss habe ich ein großes Atelier für einen Künstler eingerichtet, der Steinskulpturen entwirft und seine Statuen dann gleich im Untergeschoss ausstellen kann.» jro
Die Ausstellung wird heute um 18 Uhr im Pavillon Neu-Mayland, Ludwig-Landmann-Straße/Am Ebelfeld, eröffnet und dauert bis Sonntag, 10. Oktober. Dann stehen die Türen jeweils von 12 bis 18 Uhr offen. jro
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